Ich wandere gerne in dunklen Wäldern herum und suche nach geheimnisvollen Orten, die noch kein Menschenauge zuvor gesehen hat.
 
Eines Tages geschah es dann.
 
Ich traf ihn zum ersten Mal auf dieser kleinen Lichtung mitten in einem riesigen Waldgebiet, dessen Name ich euch nicht verraten werde. Nicht einmal auf meinem Totenbett würde ich diesen geheimnisvollen Ort an andere weitergeben, auch nicht an meine Frau oder an meine Kinder.
 
Wie auch immer.
 
Jedenfalls traf ich ihn zum ersten Mal an dieser einsam da liegenden Stätte. Er blickte mich aus großen Augen hinter einem Busch an und war über meine Gegenwart genauso überrascht, wie ich über seine.
 
Es muss wohl im letzten Frühjahr gewesen sein, soweit ich mich erinnern kann. Doch Erinnerungen sind oft ungenau und werden nicht selten von den üppig wachsenden Ranken der Fantasie überwuchert.
 
Trotz der überraschenden Begegnung grüßte ich höflich. Gleichzeitig stieg eine unbestimmte Angst in mir hoch, denn das wandelnde Geheimnis kam langsam auf mich zu. Ich blieb wie angewurzelt stehen und bewegte mich keinen Millimeter vom Fleck.
 
Seine Gestalt beeindruckte mich zutiefst. Ein langer, weißer Bart umrankte sein hageres Gesicht. Auf dem Kopf trug er einen spitz zulaufenden Filzhut und in seiner rechten Hand hielt er einen langen Stab aus knorrigem Holz. Sein langer Mantel reichte bis zum Boden, sodass ich seine Beine nicht sehen konnte.
 
Plötzlich fragte mich die seltsame Gestalt: „Ich bin Merlin, der Zauberer. Was machst du hier in meinem Wald, Fremder?“
 
Ich erschrak so heftig, dass mein Herz fast stehen geblieben wäre. Mein Gesicht errötete, als ob es Feuer gefangen hätte, denn plötzlich stand die Gestalt vor mir, die viel größer war als ich. Sie sah auf mich herab, ich kam mir vor wie ein Zwerg.
 
Dann schlug Merlin, der Zauberer, mir mit seinem knorrigen Stab auf die rechte Schulter und fragte mich mit ruhiger Stimme: „Es kommt sehr selten vor, dass ich auf einen Menschen treffe in diesem Wald, der ja bis weit über den Horizont hinaus reicht. Das ist schon recht ungewöhnlich..., ehrlich. Könnte es vielleicht sein, dass wir beide uns auf geheimnisvolle Art und Weise finden sollten? Wie heißt du eigentlich, Fremder?“
 
Ich antwortete mit stotternden Worten: „O, O, Olaf ist mein Name.
 
„Du hast einen schönen Namen, Olaf, ehrlich. Du gefällst mir. Weißt du eigentlich, dass ich ein schwuler Zauberer bin, was nur ganz wenige wissen? Und da wir beide hier auf dieser kleinen Lichtung im tiefen Wald ganz alleine sind, werde ich dich jetzt von hinten vergewohltätigen, Olaf, ob die willst oder nicht. Lass deine Hose runter, dreh' dich um und bück' dich. Ich halte es nicht mehr lange aus. Nun mach' schon!“
 
Viel später.
 
Was ist bloß mit mir los? Ich erinnere mich an gar nichts mehr, höchstens daran, dass ich mehrere kleine Pilzstückchen gegessen habe und schließlich auf der Lichtung eingeschlafen sein muss. Oder habe ich alles nur halluziniert?
 
Ich war mitten auf der grünen Waldlichtung aufgewacht und mir wurde langsam kalt. Ich wunderte mich darüber, dass ich mit runtergelassener Hose bäuchlings im hohen Gras lag. Dann erblickte ich diesen Zettel neben mir. Ich hob ihn erstaunt auf und las den Text, der dort in einer ziemlich alten Schrift geschrieben stand.
 
„Hey Olaf“
 
Ich bin der schwule Zauberer Merlin und habe dich wahrlich von hinten genossen. Was für ein tolles Erlebnis. Und weil das mit dir so schön war, hast du jetzt einen Wunsch frei, den ich dir umgehend erfüllen werde, egal was du dir auch immer ausdenkst. Also, überlege es dir gut, mein Freund! Du musst ihn nur laut aussprechen, dann geht er in Erfüllung.
 
Merlin
 
Es war schon später Morgen und die Sonne strahlte von einem tiefblauen Himmel ohne Wolken herunter. Ich zog meine Hose hoch und machte mich auf den langen Weg, der zum Wald hinaus führte. Unterwegs dachte ich darüber nach, ob ich mir etwas wünschen sollte oder nicht? Vielleicht war ja alles nur eine blöde Halluzination.
 
Aber zumindest könnte ich es ja versuchen, auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, ob ich auch wirklich vom Merlin, dem Zauberer, vernascht worden bin.
 
Ich werde es auf jeden Fall mal versuchen.
 
(c)Heiwahoe


© (c)Heiwahoe


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