Dort hinten im Wald gibt es ein kleines Hexenhaus. Es sieht sehr verwunschen aus. Wenn man nicht weiß, dass es existiert, ist es kaum zu sehen. Das dunkle Holz verliert sich in den Schatten und der wilde Efeu bedeckt vollständig das Dach. Ich liebe den Anblick des Häuschens. Ich habe mich immer gefragt, ob dort wohl jemand wohnt. So tief im Wald konnte kaum jemand leben, dachte ich. Weder Strom noch fließendes Wasser waren hier möglich. Das war vielleicht etwas für 2-3 Nächte, aber wohl kaum für ein normales Leben.

Vielleicht wenn man Förster war. Dann war so ein Häuschen sicher super.

Ich war oft daran vorbei gelaufen, hatte aber nie geschaut, ob es dort bewohnt war. Dafür hätte ich einen kleinen Weg hoch laufen müssen, der durch ein Gatter versperrt wurde. Ich hätte vielleicht darüber klettern können, aber irgendwie hatte ich Respekt davor. Was, wenn dort ein verwahrloster Irrer lebte? Was, wenn dort Fallen auslagen oder tatsächlich eine Hexe dort lebte. Ja, Letzteres war vermutlich Quatsch, aber ich hatte trotzdem Angst.

Meine Neugierde trieb mich aber immer wieder zu dem Haus. Ich wollte es auch einfach mal aus der Nähe sehen. Also ging ich los in den Wald und stieg über das Tor. Es war sehr niedrig, das hätte ich also eigentlich schon längst machen können. Die Fenster waren aus buntem Glas und sehr klein. Die Metallstreben machten es fast unmöglich nach Innen zu sehen. Ich ging weiter ums Haus und sah mich um. Es standen am Hintereingang ein paar Gummistiefel, die schon sehr alt waren. Sie waren gelb und hatten kleine Bienen an der Seite. Hier konnte doch niemand leben, der irgendwie böse war. Oder jedenfalls gehörten ihm wohl kaum diese Stiefel.

Mir kam der Gedanke einfach zu klopfen, das käme sicher freundlicher rüber als ums Haus zu schleichen. Also ging ich zurück zur Vordertür und stand dort und überlegte. Klopfte ich jetzt wirklich? Ich musste mich nur entscheiden.


© Menschenblind


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