Es gibt Krankenhausaufenthalte, die sind erträglich und es gibt welche, die sind es nicht.
Das hier war wohl einer der letzteren. Mal wieder. Ich war mit unklaren Schmerzen eingeliefert worden. Rücken, Bauch, irgendwie alles unterhalb der Rippen. Das könne alles mögliche sein, sagten sie mir. Vielleicht ein Problem mit der Muskulatur, vielleicht die Wirbelsäule, vielleicht eines der Verdauungsorgane. Also bekam ich erstmal Schmerzmittel und sollte bleiben. Na toll.

Bleiben war dann, wie ich am nächsten Morgen erfuhr, auch damit verbunden nur noch flüssige Nahrung zu mir zu nehmen. Um genau zu sein aß ich dort jeden Tag Spargelcremesüppchen. Das fand ich am ersten Tag noch in Ordnung, aber dann kam neben dem Hunger auch langsam der Appetit. Wenn man das vierte Spargelcremesüppchen aß, hatte man einfach Lust mal wieder etwas anderes zu schmecken. Leider durfte ich nicht einmal Saft trinken. Das machte man angeblich um bei mir später eine Darmspiegelung durchführen zu können.
Ich dachte diese Darmspiegelung wär für den nächsten Tag angesetzt, aber auch dieser Tag verging ohne die Untersuchung. Ich weiß noch ich habe Freudensprünge gemacht, weil ich an dem Abend eine Champignoncremesuppe bekam. Was für ein Segen. Dieser Geschmack.

So zog es sich Tag um Tag. Ich bekam eine Suppe nach der anderen. Und Schmerzmittel nach Bedarf. Irgendwann waren meine Schmerzen auch weg. Was blieb waren die Suppen. Das war wie Folter. Ich hätte genauso gut nichts essen können. Naja es war schon besser als zu fasten, aber nur unwesentlich. Einmal brachte mir ein Freund eine Suppe mit, die nicht Spargel- oder Champignongeschmack hatte. Das war das Highlight meiner Woche. Nach zahllosen Untersuchungen und nichtssagenden Ergebnissen hoffte ich, dass der Tag der Darmspiegelung endlich gekommen sei. Morgens brachte man mir wie üblich mein Süppchen. Ich aß auf und wartete auf die Visite. Die Ärzte kamen recht zügig nach dem Essen. Sie sahen meinen leeren Teller an, dann mich.

"Sie hätten nichts essen dürfen, so können wir sicher keine Darmspiegelung machen. Aber da es Ihnen wieder gut geht entlassen wir Sie heute."
Ich konnte nur darüber lachen. Da haben sich die letzten qualvollen Tage voller Suppe doch gelohnt.


© Menschenblind


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