Ein Mann fuhr mit dem Rad zur Grenze. Auf dem Gepäckträger des Fahrrades befand sich ein festgezurrter Sack mit Sägespänen. Der Grenzbeamte hielt den Mann an und fragte ihn, was in dem Sack ist.

"In dem Sack befinden sich Sägespäne, die ich mir bei einem ganz in der Nähe liegenden Sägewerk geholt habe. Ich brauche sie für meine vielen Kaninchenställe, um sie sauber zu halten."

Der Zöllner tastete den Sack ab und konnte nichts Verdächtiges finden. So ließ er den Mann mit seinem Rad passieren.

Ein paar Tage später kam der Mann abermals mit dem Rad an die Grenze. Auf dem Gepäckträger des Fahrrades befand sich abermals ein festgezurrter Sack mit Sägespäne.

"Sind in dem Sack wieder Sägespäne, wie das letzte Mal?" fragte der Zollbeamte forschend.

"Aber gewiss doch. Da ist nichts anderes drin, Herr Zollbeamte. Wenn Sie es wünschen, mache ich den Sack auf, damit Sie hineinsehen können."

"Das muss nicht sein. Ich habe beim Abtasten nichts Verdächtiges feststellen können. Sie dürfen weiterfahren", erwiderte der Zöllner und ließ den Mann über die Grenze.

So ging das die ganze Zeit. Doch irgendwann wurde der Zollbeamte stutzig. Er war auf einmal überzeugt davon, dass der Mann etwas schmuggeln würde. Nur was, das konnte er noch nicht sagen.

Beim nächsten Mal ließ er deshalb den Sack mit den Sägespänen vom Fahrrad des Mannes nehmen, um ihn genauer zu kontrollieren. Er öffnete den Sack und leerte ihn vollständig aus. Die Sägespäne lagen jetzt verteilt zu seinen Füßen. Der Zöllner untersuchte jeden Quadratzentimeter, fand aber keine Schmuggelware darin, sondern nichts als Sägespäne. Er entschuldigte sich bei dem Mann umgehend, steckte die Sägespäne wieder alle in den Sack und ließ ihn mit seinem Rad über die Grenze fahren.




Etwas später, hinter der Grenze.

"Wieder einen Drahtesel mehr über die Grenze geschmuggelt", murmelte der Mann leise in seinen Bart hinein, als er weit genug weg war.

(c)Heiwahoe


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