Sie lag gerade auf einem Bett und räkelte sich auf alle Seiten. Ich fragte: "Darf ich mich neben Sie legen? Ich bin müde vom vielen Einkaufen." Sie sagte etwas erstaunt: "Können Sie nicht ein Bett nebenan benutzen?" Ich sagte: "Aber da liegt niemand drin." Worauf sie antwortete: "Sie suchen also Nähe?" Ich sagte: "Das auch." "Ich habe einen Freund", sagte sie. "Das macht nichts", sagte ich, "ich möchte mich nur neben Sie legen." "Na gut", sagte sie, "dann legen Sie sich eben hin." Während sie sich auf dem Doppelbett wieder weiterräkelte, schaute ich sie von der Seite an. "Sie sind sehr schön", sagte ich. Sie sagte nichts. "Mir gefallen Ihre Haare, Ihre Augen und Ihr Mund." Sie sagte nichts. "Mir gefällt die Art, wie Sie sich auf dieser Matratze räkeln", sagte ich. Sie sagte nichts. "Mir gefällt, dass Sie nichts sagen, wenn Sie verlegen sind." "Ich heisse Claudia", sagte sie. "Ich bin der Bruno", sagte ich. Dann legte ich meinen Arm auf ihren Bauch. "Das fühlt sich gut an", sagte ich. "Vorsicht", sagte sie, "ich hatte heute Morgen Magenblähungen." Ich zog meinen Arm wieder zurück. Ich rückte mit meinem Gesicht nahe an ihr Gesicht heran. "Träumen Sie auch von der grossen Liebe?", flüsterte ich ihr ins Ohr. "Ja", flüsterte sie, "jeden Tag."


© René Oberholzer


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