Erschöpft geht er weiter
Ohne sich umzublicken
Denn was er sieht
Würde ihn töten

Auf ihn wartet ein Geisterreiter
Um ihn mit Stricken
Denen keiner flieht
Zu fesseln in Nöten

"Weiche mir, du fremde Form
Deren Gestalt gegen jede Norm!
Du allein trägst alle Schuld
Dass ich verlor der Menschen Huld!"

Mit der Kraft seiner Sinne
hat er einst Welten gebaut
Voller bunter Träume
Und Harmonie

Dort nie das Böse gewinne
Dort Helden man vertraut
Allzeit blühen Bäume
Sie ergrauen nie

"Weiche mir, du fremde Form
Deren Gestalt gegen jede Norm!
Du allein zerstörtest das Land
Da meine Phantasie schuf ungebannt!"

Menschenmassen liebten ihn
Und wollten ihn erheben
Auf den Königsthron
Olymp der Sprache

Wie nebensächlich ihm dies schien
Er wollte nur erleben
Seine Familie, Tochter, Sohn
Und nie die geistige Brache

"Weiche mir, du fremde Form
Deren Gestalt gegen jede Norm!
Du allein stahlst Liebe mir
Nach der ich lechzte wie ein Tier!"

All sein Tun, die großen Worte
Sein Herz, auf Papier gebracht
Und formvollendet
Sie Freude bereiten

In jenen Herzen von rechter Sorte
Er ein wahres Feuer entfacht
Und Trost auch spendet
Denen die leiden

"Weiche mir, du fremde Form
Deren Gestalt gegen jede Norm!
Du allein nimmst jeden Sinn
Aus der Kunst, die mir Gewinn!"

All die Verse in schönstem Reim
Kunstvoll ausersonnen
Mit Leib und Seel
Gedichte verfasst

Doch jetzt jeder Tor im Eigenheim
Sich was zusammengesponnen
Aus Verrücktheit kein Hehl,
Dem Unsinn keine Rast

"Weiche mir, du fremde Form
Deren Gestalt gegen jede Norm!
Du allein hast der Dichter Gunst
Zerstört durch diese entartete Kunst!"

Zeilen folgen aufeinander,
Er kann es gar nicht fassen,
Wie soll das gehen
Ohne Reim!

Wirres Wörter-Durcheinander
Gar nichts kann hier passen
Keine Form zu sehen
Wie gemein!

"Weiche mir, du fremde Form
Deren Gestalt gegen jede Norm!
Du allein schaffst rasend Wut
In meinem sonst so ruhigen Blut!"

Für ihn gibt es keine Ruhe mehr
Kaum den Moment der Rast
Den Kampf für Schönes er führt
Mit seinen Gedichten

Sei der Kampf auch manchmal schwer
Sagt er uns doch ohne Hast:
"Ich gebe nur, was der Kunst gebührt
Ihr könnt mich nicht richten!"

"Weiche mir, du fremde Form
Deren Gestalt gegen jede Norm!
Du allein hast Menschen verzogen
Und sie um wahre Lyrik betrogen

Du hast ihnen weis gemacht,
Dass mit dir ward großes vollbracht

Doch ich habe dein falsches Wesen erkannt
Und bekämpfe dich mit Herz und Hand!"

24.02.2007


© Patrick S. Zappe


0 Lesern gefällt dieser Text.


Beschreibung des Autors zu "Der letzte Dichter"

Eine Hommage an die gute alte Dichtkunst, die sich durch Reime auszeichnet und gleichzeitig ein Protest gegen die "Dichtung", die eine bessere Prosa in Versform ist!

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der letzte Dichter"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Der letzte Dichter"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.