Beobachtet man den Menschen einen Tag
von oben aus neutraler Sicht
um zu wissen, was dieses Wesen macht, was es mag,
blickt in sein Gesicht.
würde man später sagen, dass der Mensch die Hälfte des Tages fast lag,
und dass der Zustand wechselt bei Tageslicht

Doch wir selbst würden uns beschreiben,
als arbeitende, als machende Körper,
würden den Schlaf in unserer Beschreibung meiden,
denn in Eigenansicht der meisten stört er,
sie wollen lieber im sichtbaren Modus bleiben,
in unserer Kultur gibt es daher für andere Zustände nur wenige Wörter

Wieviel Zeit wir in sichtbare Veränderungen geben,
im Versuch, zu bauen, alles umzuformen,
nach gesteckten Zielen und Verwirklichung streben,
"Verstehen", denken wir, gescheiht, indem wir die Welt normen,
und dem ungreifbaren möglichst wenig Raum in unserem Denken geben

Selten ist, dass man über den Schlafzustand denkt,
dass man die körperliche Gestalt,
in der man den Wachzustand lenkt,
nicht festzuhalten versucht mit Gewalt,
dass man den Geist schätzt, der uns wurde geschenkt,
man gar mit Wohlwollen denkt, man verliere den Körper bald

So leben die meisten ein unbewusstes menschliches Dasein dahin,
schlafen, ohne dem Schlaf Achtung zu spenden,
ohne im Sein einen Sinn,
in Erfahrungen Entwicklung fänden,
ohne im Tod einen Neubeginn


© alle Rechte Franziska Thiele


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Kommentare zu "Der Mensch von Ferne"

Re: Der Mensch von Ferne

Autor:   Datum: 08.10.2015 0:10 Uhr

Kommentar: Diese Gedanken wanderten schon durch manche Diskussionsrunde über
den Schlaf und das Verhalten des Menschen.
Ich finde dies hier sehr gut zusammengefasst.
Der Axel war natürlich schon vor mir da, und sah auf einen Blick,
das es sich lohnt, was hier geschieht.


LG. vom Waldeck

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