Nun gehst du fort, du Liebste, du Ersehnte,
für allzu lang in ein mir wohlverschloss'nes Land,
erdulden muss mein Sehnen es Jahrzehnte,
in denen Dunkelheit allein mir nun ins Herz gesandt.
Wie muss es fühlen, dort, wo Lebenslust im Überschwang,
deinen Namen nimmermüd' in sanfter Lust erpochte,
in tausend Farben schillernd an die Oberfläche drang,
Gedanken, die nicht deiner Ehren, kaum mehr sagen mochte?

Was mag in dieser Watte schlagen, die in meiner Brust erblutet?
Ein Herz ist's nicht, und auch kein Stein,
der nunmehr in der Leere schwebt.
Ein Schmerz mag's sein, der meinen Körper restlos flutet,
nicht Ebbe kennt, der Sturmflut wohl gewogen,
was in mir tobt, dass nur Verlangen überlebt.

So schweige still, du nutzlos Ding, wenn deine Hülle nunmehr leer,
der Liebsten letzten Gang beäugst du nutzlos aus der Knochenschale.
Wenn sie dann fort, so brauche ich dich nimmermehr,
entkleidet deines Zweckes bist du nur Muskel, ein für alle Male.
Und du, Ersehnte, reiche mir in diesem Augenblicke
noch einmal deine tausendmal liebkoste Hand,
dass ich zerspringen mag vor Glücke,
ein letztes Mal als Liebesband.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Liebesband"

Re: Liebesband

Autor: axel c. englert   Datum: 04.10.2015 20:09 Uhr

Kommentar: Ganz klassisch - und gar gut gelungen!
(Drum Dichter lobend Lied gesungen!)

LG Axel

Re: Liebesband

Autor: possum   Datum: 05.10.2015 1:06 Uhr

Kommentar: Als hätte Einer dieser alten wundervollen Meister diese Zeilen verfaßt ... ! Danke lieber Mark! LG!

Re: Liebesband

Autor: Mark Gosdek   Datum: 05.10.2015 20:05 Uhr

Kommentar: Vielen Dank, Euch beiden. LG Mark

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