Robin und der Kesselflicker

Im Sommer, wenn der Weizen schoss,
zog Robin fort, der es genoss,
wenn er der Fremde Weite misst,
fühlt´ er sich dort wie ein Tourist.

Lumpen gehüllt, Gesicht voll Dreck,
Wasser, Brot im Marschgepäck,
schritt er auf verstaubten Pfaden,
bis es schmerzte in den Waden.

Er gerne die Geschichten hört´,
im Wirtshaus, wo er eingekehrt,
King Richard und sein Kampfeszug,
für Anekdoten immer gut.

Dann ging es weiter über´s Land,
das Robin stets als schön empfand,
traf dort Bauern, Handwerksleute,
vor denen er sich niemals scheute.

Es war August, die Sonne brannte,
als er die Straße herunter rannte,
mit frohem Herzen und klarem Blick,
suchte er ein wenig Glück.

Und dort am Straßenrand gekauert,
ein Handelsmann auf Kundschaft lauert,
mit Töpfen, Kesseln, Tellern, Tassen,
um das Geld der Leut´ zu fassen.

„Hallo, mein Freund, alles im Lot?“
Robin fröhlich den Gruß entbot.
„Kommt d´rauf an, wie man es nimmt!“
entgegnete der Kerl verstimmt.

„Bist der gröbste Klotz, fürwahr,
den ich auf meinem Wege sah.“
„Dies liegt nur an dem Grund zumeist,
dass du noch nicht viel ´rumgereist.“

„Es hat mich weit genug geführt,
wenn sich die Welt so präsentiert.“
„In der Stadt, da lebt man schicker,
bin nur ein armer Kesselflicker.“

Robin, der den Zank genoss,
das Wasser in die Augen schoss,
nicht vor Trauer, nicht vor Leid,
empfand er nur vor Lustbarkeit.

Der Händler sprach nun ungeduldig:
„Sieh die Ware, du bist mir´s schuldig.
Willst du ein paar Töpfe kaufen,
oder hast du dich verlaufen?“

„Ich brauch´ sie nicht, habe kein Heim,
kehre nur im Gasthaus ein,
braucht deine Kunst nicht anzuwenden,
wird sowieso nur trostlos enden.“

„Dann scher dich fort von diesem Platz!“
schrie der Händler, sprang auf im Satz.
„Mein karges Brot verdien´ ich schwer,
da brauch ich kein Gesindel mehr!“

Robin, heute sanft gestimmt,
sich deshalb arg zusammen nimmt,
dreht sich um und wandert fort,
zum nächsten Gasthaus Richtung Nord.

Im Wirtshaus war es angenehm,
´s gab Bier und Brot und viel zu seh´n
und Robin lauscht den Reden gern,
zu welchen Menschen sie gehör´n.

Zwei Bogenschützen aus der Stadt,
tranken sich die Leber satt,
grölten, lachten, laut vergnügt,
was ihrem Intellekt genügt.

Robin, der beim Biere saß,
gönnte ihnen diesen Spaß,
da trat ein neuer Gast herein,
es sollt der Kesselflicker sein.

Setzt sich mürrisch an den Thresen,
steif und starr, g´rad wie ein Besen,
bestellt ein Bier, sieht sich um,
Robin nickt ihm zu, ganz stumm.

„Wen seh ich da?“ ruft er herüber,
„nun setzt es doch noch Nasenstüber.
Du Vagabund im groben Kleid,
jetzt stoß ich dir sehr wohl Bescheid!“

Ein Bogenschütze, aufmerksam,
die Rede interessiert vernahm,
betrachtet´ Robin nun genauer,
erkannt ihn wohl, er war ein schlauer.

Und flüsterte dem Kumpel zu,
der sprang auf und packt im Nu,
den Bogen, an der Wand gelehnt
und sich nach etwas Arbeit sehnt.

Robin will nicht diskutieren,
durchs Fenster raus, auf allen Vieren,
landet er im weichen Gras,
das war nicht seine Art von Spaß.

Bevor die Schützen es erahnen,
konnt´ Robin sich den Fluchtweg bahnen,
entwischt im Wald, der nah und dicht,
erlaubt er keine klare Sicht.

Ruhte am Baumstamm, sehr erschöpft,
doch froh, dass er noch nicht geköpft,
gedenkt dem Kesselflicker wütend,
über Schelmenstreiche brütend.

So sehr er sinnt, ihm fällt nichts ein,
es kann doch nicht so wichtig sein,
kommt zur Einsicht, Stück für Stück,
das Beste wär´, er geht zurück.

Er trabte los, auf engen Wegen,
auf denen sich keine Feinde regen.
„Es wird schon klappen“, sann er nach,
„ich freu mich schon aufs Schlafgemach!“

Erreichte schließlich eine Stelle,
aus der entsprang ´ne klare Quelle
und da es dürstet ihn so arg,
er widerstehen nicht vermag.

Den Durst gestillt, den Magen voll,
dacht er wie´s weitergehen soll
und wie er noch so still sinnierte,
ein Augenpaar zu Robin stierte.

„Es ist der Händler, dieser Wicht,
wird´ ihn nun nehmen in die Pflicht.
Was brüllt er ´rum in dieser Schänke?
Saß so friedlich beim Getränke.“

Und auch der andere ihn erkannte,
sich sogleich an Robin wandte:
„Bevor dein Blut und Galle steigt,
ist wohl Versöhnung angezeigt.

Du bist der Hood, ich hörte dies,
als der Trupp zum Fenster wies,
aus dem du dich galant entferntest,
du meine Liebe hierfür erntest.

Ich bin doch nur ein Fahrensmann,
der manchmal dämlich handeln kann,
und willst du mir hierfür verzeihen,
wird´ ich dir meine Dienste leihen.“

„Was kannst du schon, was ich begehr?
Der Kopf ist voll, der Magen leer.“
„Kannst du noch eine Stunde warten,
werd´ ich dir etwas Schönes braten.“

So kam der Hood doch noch zum Essen,
den Rest des Tages war vergessen,
mit Kunst der Koch zur Sache geht,
die Pfanne war von Qualität.

Da Robin es auch so empfand,
wurd der Kessler Lieferant,
für das Lager seiner Bande,
Mary freut´s, das nur am Rande.


© Mark Gosdek


5 Lesern gefällt dieser Text.






Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Entspann´ Dich, Robin! - 21/16"

Re: Entspann´ Dich, Robin! - 21/16

Autor: axel c. englert   Datum: 18.06.2015 11:47 Uhr

Kommentar: Die Rezeptur war wieder gut -
Fein abgestimmt ist dieser Hood!

LG Axel

Re: Entspann´ Dich, Robin! - 21/16

Autor: Mark Gosdek   Datum: 18.06.2015 18:52 Uhr

Kommentar: Doch langsam ist der Kessel vor,
Rob fragt sich was das alles soll.
"Nun bleib mal cool", sprach ich ganz frei,
am nächsten Dienstag ist´s vorbei.

"Na Gott sei Dank!", Rob daraufhin,
"das zieht sich auch schon ewig hin.
Hab ich dich Wahl, im nächsten Werk,
bin ich lieber Gartenzwerg."

LG Magnus

Re: Entspann´ Dich, Robin! - 21/16

Autor: possum   Datum: 19.06.2015 0:38 Uhr

Kommentar: Mit Dank
gerne dabei ...Liebe Grüße!

Kommentar schreiben zu "Entspann´ Dich, Robin! - 21/16"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.