Robin und der Töpfer von Wentbridge

Ging ein Töpfer in den Wald,
traf dort auf Robins Vorhood bald,
sie schleppten ihn zum Essensmahl,
er hatte keine andere Wahl.

Aus Wentbridge kam der Tonstylist,
was nicht weiter tragisch ist,
käm aus London er marschiert,
würd´ das gleiche ihm serviert.

So saß er dann zur selben Stunde,
in der stolzen Räuberrunde,
Speis und Trank sein Herz betört´,
später die Verdauung stört´.

„Wo geht es hin, Handwerksgesell´,
mit deinem vollen Holzgestell?
Auf den Markt von Nottingham,
wenn ich dich als tüchtig kenn´?“

„Wohl wie wahr, mein Waldbehüter,
verscherbel ich dort all die Güter,
wär für dich auch lohnenswert,
es gibt ein Schießkunstwettbewerb.“

Wer Robin kennt über ein Jahr,
nicht sonderlich verwundert war,
dass die Möglichkeit ihn reizte
und er seine Finger spreizte.

„Das Essen schmeckt dir, wie ich seh´,
leg dich danach auf´s Canapée,
um deine Ware sorg´ dich nicht,
der Handel, das ist meine Pflicht.

Gib mir bitte deine Tracht,
die aus mir den Töpfer macht,
nehme Teller, Krüge, Tassen,
biet´ sie feil den Jahrmarktsmassen.

Verkaufe ich den letzten Deckel,
fließt das Geld in deine Säckel.
Für dich kein Wagnis, keine Not,
ist doch ein prima Angebot!“

„Seh ich es richtig, sag´ es mir,
du gehst danach zu dem Turnier?
Bedenk, ist es auch unbequem,
dass überall die Wachen steh´n.“

„Ist erst verkauft die Töpferware,
bin ich danach der Unsichtbare,
ist kein Wagnis, es sei beteuert,
ich bin tollkühn, nicht bescheuert!“

„So nimm das Pferd, nimm meinen Karren,
werde hier am Feuer harren,
trab gemächlich, spare Kräfte,
wünsche uns gute Geschäfte.“

Beide in das Dickicht trotten,
wechseln dort ihre Klamotten,
im Look des Töpfers, stolz geschwellt,
Robin sich den Blicken stellt.

Und nach dieser Modenschau,
trieb es Robin aus dem Bau.
Nach zwei Stunden, etwas platt,
war er schon in jener Stadt.

Robin Hood nunmehr verharrte,
an dem Karren auf dem Markte,
bis nur wenig Ware blieb
und es ihn zum Sheriff trieb.

Die Frau des Hauses, ziemlich dick,
lobte groß sein Formgeschick,
kaufte, was der Karren trug,
und Robin dann zum Feste lud.

Der Sheriff liebte Zeitvertreib.
„Ich einen kleinen Preis ausschreib´,
holt eure Bogen, stellt die Scheibe,
der Beste seinen Pfeil reintreibe.“

Viele kamen diesem nach,
doch Robin nicht, er aß gemach,
von dem Braten in der Hand,
den er wirklich schmackhaft fand.

Die Schützen hatten scheinbar Gicht,
trafen erst im Dämmerlicht,
auch nicht gut, doch nach dem Treiben,
wurd´ der Zuschauer bescheiden.

Robin, nun genug gegessen,
wollte seine Kunst auch messen,
trat hervor, tat einen Schuss,
bei dem das Volk schon jubeln muss.

„Bist als Schütze wirklich groß,
hier der Preis, doch sage bloß,
wo lernt man das, ist ungewöhnlich,
für einen simplen Töpfer nämlich.“

„Wie recht du hast, mein Machtgesell´,
die Schießkunst lernt man nicht so schnell,
ich treffe nur aus einem Grunde,
war in Hoods Gesellenrunde.“

Des Sheriffs Atem stockte schwer,
rief sogleich die Wachen her.
„Mag ich auch reichlich Ton zermatschen,
ich werde über Hood nicht quatschen!“

„So bist du einer von der Brut,
dich zu fangen find ich gut.“
„Nein, nein, war nur zwei Wochen dort.“
„Findest du den stillen Ort?“

Der Sheriff nun als Ansporn hält,
in seiner Klaue etwas Geld.
„Dies ist dein, wenn du wills´,
dazu auch noch ein Fässchen Pils.“

„Ich trinke nicht, Regieriger,
das macht die Sache schwieriger,
füllt auch die zweite Hand mit Gold,
dann führ´ ich euch, wohin ihr wollt.“

Der Sheriff sann nur kurze Zeit,
erklärte sich zuletzt bereit,
die Belohnung zu erhöhen
und mit dem Töpfer fortzugehen.

Das gute Geld flugs eingesackt,
Robin alles eingepackt,
ging der kleinen Schar voran,
so kamen sie im Sherwood an.

Robin pfiff ´nen Wanderschlager,
und sprach: „Wir sind nun fast am Lager.“
„Nun hab ich bald die böse Saat!“
Der Sheriff rief, das Schwert parat.

Doch Robin durch die Runde weist.
„Ich glaube, wir sind eingekreist.“
Und richtig, denn von überall,
ertönt´ des Jagdhorns schwerer Schall.

Little John, als erster Held,
sich der Schar der Feinde stellt
und eh´ der Sheriff es kapierte,
sein Führer ihn wie folgt blamierte.

Er trat zu Little John hinüber.
„Endlich sehen wir uns wieder.“
„Lange Zeit wir bereits warten,
auf dem Feuer hängt der Braten.“

„Habe Gäste mitgebracht,
sie bleiben aber nicht zur Nacht,
nehmt als Wegzoll Hab und Gut,
lasst dem Sheriff Zorn und Wut.“

Langsam dämmert´ es der Schar,
dass der Töpfer Robin war,
der Sheriff, kalkig im Gesicht.
„So einfach geht die Sache nicht!“

„Doch es geht so, ganz genau,
kommt ihr heim, grüßt eure Frau!“
Und der Trupp im Unterkleid,
steht zur Heimkehr schon bereit.

Als der Sheriff abgezogen,
Robins Schar schnell abgebogen,
durch das Dickicht und Geäst,
ab ins Lager, welch´ ein Fest!

Das Geld ging an den Töpfermann,
der sein Glück nicht fassen kann,
er gab Robin kurz die Hand,
als er in den Wald verschwand.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Enstpann´ Dich, Robin! - 21/11"

Re: Enstpann´ Dich, Robin! - 21/11

Autor: possum   Datum: 13.06.2015 6:01 Uhr

Kommentar: Da bleibt mir nur,
still zu sitzen und die Zeilen genießen! Ein Danke ist nicht übertrieben dafür!!! Toll! LG!

Re: Enstpann´ Dich, Robin! - 21/11

Autor: axel c. englert   Datum: 13.06.2015 11:28 Uhr

Kommentar: Der gute Ton auch hier gelang:
Wieder mal ein schöner Fang!

LG Axel

Re: Enstpann´ Dich, Robin! - 21/11

Autor: Mark Gosdek   Datum: 13.06.2015 12:01 Uhr

Kommentar: Jaja, der Robin, erlebt so allerlei. Ist doch irgendwie ein schöner Gedanke, im Wald zu leben. LG Mark

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