Manchmal denk ich ein „Hallo“,
ein „auf jeden“, ein „ach wo“;
ein „haub ab“ und ein „komm her“,
ein „überfüllt“ und ein „fast leer“,
ein „Adlerauge“, ein „Schlitzohr“;
ein „raffst du's nicht“, ein Augenblick,
ein „merkst du's nie“ und einmal Klick,
ein Einschlafen und ein Zwicken,
ein Übersehen und erblicken,
ein Moment von Demut, voller Stolz,
ein Verstand so scharf, ein Kopf aus Holz,
einmal chillen, einmal sorgen,
ein sofort, ein vielleicht morgen,
ein „mein Kind die Zeit ist reif“;
ein „Papa halt die Ohren steif“,
einmal Stille. Ein Erdbeben.
Immer einfach alles eben.
Manchmal einfach alles nichts,
abgekehrt und angesichts,
mit Stiften, Herzen und Gitarren,
gegen Panzer, Minen, Hass und Knarren,
Alter, was ein kranker Haufen,
kein Geld der Welt kann schönres kaufen.
Einmal stehen, Gruppenbild,
einmal gehen, vogelwild,
ein Lächeln und ein Zähne blecken,
ein Kuss und dann am Arsch uns lecken,
ein laues Lüftchen, Wirbelsturm,
ein kleiner Stein, ein Riesenturm,
ein Glockenschlag, ein Uhrencheck,
ein „drauf geschissen“, Uhren weg,
ein „es ist rum“, „nun an der Zeit“,
aus der Traum? Bald ist's soweit!
Ein jeder hier ein Riesenspinner,
sucht den Verlierer im Gewinner,
zehnmal so laut und neunmal so klug,
so durchdacht und dumm genug,
sich gegenseitig Schuld zu geben,
für Elend, Tod und Hundeleben,
ein schiefer Ton und ein Gedicht,
ein todsicher, im Leben nicht,
einfach alles, alles, jetzt und hier,
einfach alles, alles, das sind wir.
Eine „Flasche leer“, ein letzter Schluck,
ein schau nicht her, ein „ich bin's, guck“,
ein „aus der Traum“, ein „Ende“ nennen,
ein jedesmal sich besser kennen,
ein Tanz, ein Sturz, immer weiter,
viele Tränen, immer heiter,
weil wir alle einfach alles geben,
voll und ganz, innen leer,
mit Leichtigkeit, tragend schwer,
alles sehend, komplett blind,
vom Capitano hin zum Kind,
mich könnt ihr haben, geb mich hin,
meinen Geist und meinen Sinn,
doch bitte lasst mir'n kleines Räumchen
übrig für mein Riesenträumchen,
es will gehen, es muss bleiben,
hört doch auf! Es umzutreiben!
Wir wollen nageln, voll behämmert,
untergehen, bis es dämmert,
einmal Katze, einmal Maus,
einmal Pfiff, einmal Applaus,
nur einmal kurz, jetzt und hier!
Ein Gruppenbild. Und einmal wir!
Moment noch, ich mach lieber zwei
ein „endlich“ nämlich, ein „vorbei“,
die Besten, Echten, Ungerechten,
eine Abkehr später und ein Hechten,
auch mit Sprung bleibt es ein Schatz -
entscheidend ist der Ehrenplatz!
Zurück in schwarz, eine Weste,
keine Weiße, keine kugelfeste,
schließt die Augen, seht zum Fenster raus,
der Ofen ist noch lang nicht aus,
ein „mir ist kalt“, „ich halt dich warm“,
einmal Liebe, einmal Charme,
von Kopf zu Kopf, Arm in Arm,
zur Not mit dem Fuß bis in den Darm,
zersplittert und doch unzerstört,
ungesehen, ständig abgehört,
ganz in Ruhe, immer wilder,
schwarze Wände, tausend Bilder,
Griff zum Stern, Griff ins Klo,
überall, nirgendwo,
seht ihr nicht, am Horizont,
formiert sich eine Wolkenfront,
bleibt ganz ruhig, es rennt die Zeit,
bis unmöglich ist's nicht ewig weit.
Es wird noch dauern, könnt ich schwören,
weil wir uns so reden hören,
nur wenn wir zählend vor uns sehen,
werden wir wohl nie losgehen,
bisschen leiser! Bisschen lauter!
Zum Henker! Zum Klabauter!
Macht es traurig, macht es heiter,
macht es einfach immer weiter,
wo auch immer, es gibt Sinn,
den Riesentraum vom Haupgewinn.
Den man dann hier sein eigen nennt,
den man uns wohl nie anerkannt -
in der Bank und an Arbeit verlacht,
was euch für mich nur immer größer macht,
nicht unter- und nicht Herrenrasse,
nicht perfekt, nur einfach Extraklasse,
deshalb gönnt uns doch, jetzt und hier.
Ein Gruppenbild. Und einmal wir.


© Sebastian Deya


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Beschreibung des Autors zu "Gruppenfoto"

Fragt mich bitte nicht wie, das überkam mich einfach.

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Kommentare zu "Gruppenfoto"

Re: Gruppenfoto

Autor: noé   Datum: 10.06.2014 6:43 Uhr

Kommentar: Sowas darf dich gerne öfter überkommen, Basti, ich habe es mit großem Genuss und Vergnügen gelesen!
Besonders amüsiert hat mich dieses hier:
"...zur Not mit dem Fuß bis in den Darm,..."
noé (immernochgrins)

Re: Gruppenfoto

Autor: Pacaveli   Datum: 10.06.2014 8:10 Uhr

Kommentar: Danke, es ist ja auch wirklich so. Manchmal treibt es einen zwar in den Wahnsinn (bestimmt auch ich - das bestimmt hätte ich mir wohl aucg sparen können), aber am Ende des Tages: Beste, wo gibt!
Es hat bestimmt jeder auch mal so seine Zweifel, aber das Schöne daran ist eben, das man auf der einen Seite versucht und denkt und glaubt es eben einfach besser zu machen - und auf der anderen auch mal ein Urteil revidiert wird, und anders herum.
Das findest du in diesem Leben leider nirgendwo anders mehr, warum auch immer. Ist hier allerdings auch absolut nötig, habe noch nie Leute so weit kunstvoll aneinander vorbei reden sehen (das gilt ebenfalls für mich).

Neulich hab ich mir versucht vorzustellen, wie das Gefährt wohl aussehen könnte, auf dem wir hier unterwegs sind. Ergebnis: "Geschichtsmofa" ;)
100 Mann auf einer Mofa, übereinander, Chef am Steuer - und enentwegt wird über die Richtung diskutiert, im ganzen Stapel ;)
Hintenran noch son kleiner Anhänger, wofür der ursprünglich war, weiß keiner mehr so genau - folgt aber auch noch ein Gedicht ;)

Re: Gruppenfoto

Autor: Pacaveli   Datum: 10.06.2014 8:11 Uhr

Kommentar: *besser machen zu können

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