Auf dem Marktplatz stehen sie dichtgedrängt,
Bürger und Bauern, die warten,
dass du stolz und kettenbehängt
erscheinst mit den Soldaten.

Der Pfahl, an dem dein Leben heut endet,
harrt deiner schon ein paar Tage
dein Herz, an König und Gott verpfändet,
weiß wohl um seine Lage.

Es kommt mir vor, als war es erst gestern,
dass du in die Schlacht gezogen.
Nun hör´ ich die Gaffer über dich lästern,
die um ihr Leben betrogen.

Oh Jeanne, warum verließt du dein Heim,
den König neu zu krönen?
Du dachtest wohl, es müsse so sein,
um die ganze Welt zu versöhnen.

Der Wagen kommt mit knarrendem Rad
und du stehst darauf einsam zur Schau.
Ein Lächeln, so mild, bleibt dir nun versagt,
dir kleinen, heiligen Frau.

Schon bald da züngeln die Flammen empor,
deinen zierlichen Körper entlang,
kein König, kein Gott tritt für dich hervor,
die für das Gute nur rang.

Sie führen dich hoch und binden dich fest,
der Pöbel schreit wie besessen,
sie wollen das Feuer und all den Rest,
den haben sie jetzt schon vergessen.

Morgen erwacht ein neuer Tag,
dann werden sie sicher erkennen,
dass du heilige Jungfrau Jeanne d´Arc
für nichts musstest verbrennen.

Das Feuer ficht hoch, doch kein Schrei, kein Laut
entschlüpft aus deinem Munde,
der Tod kommt rasch und die Mär von der Braut
des Teufels macht die Runde.

Oh, Jeanne, nun ist alles vorbei
und du bist nur noch Geschichte,
in meinem Herzen bleib ich immer dir treu,
um deine Seele kümmern sich die Gerichte.


© Mark Gosdek


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Kommentare zu "Jeanne"

Re: Jeanne

Autor: Picolo   Datum: 06.12.2013 19:53 Uhr

Kommentar: Sie wurde hingerichtet aber vergessen wurde sie nie...

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