In ernsthaftem Respekt vor allen, die an Gott glauben und zu ihm beten. Der Mensch braucht Mythen, Geschichten und wohl auch Religionen. Es scheint seine Natur zu sein. Zu wünschen wäre, wenn von Zeit zu Zeit altes Gedankengut, Ideen und Weltbilder vergangener Zeiten auf ihre Risiken und Nebenwirkungen hinterfragt würden. Das wünsche ich mir und nur deshalb halte ich es für legitim, gegen den Kitsch und die Bigotterie der gängigen Weihnachtsprosa anzuschreiben. Es hat nicht mit fehlendem Respekt vor der Überzeugung des Einzelnen zu tun. Frohes Fest.


man sagt,
ein Stern
war da in der Nacht
und ein König wurde
uns allen geboren

man sagt,
er hat allein nun die Macht
rettet alle
die auf ewig
verloren

man sagt,
eine Jungfrau brachte
ihn zur Welt
's musst' so sein
weil Sex
als Erbsünde zählt

seine Wiederkehr nach dem Kreuzestod
ließ auf sich warten
die Parusie verstörte auch die
in ihrer Überzeugung ganz Harten

und die starken im Glauben
waren nie Friedenstauben
agierten von Anfang an
wie heute die Taliban -

Saturn und Jupiter
kommen sich derzeit nahe
das wusste schon
Tycho Brahe
und ein Virus gefährdet die Welt
auch wenn in China
kein Sack Reis umfällt

die Uhr des Universums tickt weiter
die Prognose bleibt wolkig bis heiter
es fehlt die große Idee
Dilettanten wohin ich auch seh

auch die Philosophen gehen an Krücken
ihre Denken scheint sie zu erdrücken
Kirchen bleiben nach und nach leer
der einst allmächtige Gott
atmet schwer

leckt schon ganz lange
seine schwärenden Wunden
verflucht alle
die ihn einst haben erfunden

dabei ist er längst raus dem Spiel
denn er konnte nie wirklich viel
als 'Schöpfer' ein echter Versager
Strohhalm für mutlose Jasager -

und der Mensch wie er stets war
taumelt wenig weise ins nächste Jahr

sehne mich nach Göttervielfalt
Monotheismus ist pure Gewalt
nur Halbgötter und Titanen
sind mir authentische Ahnen

Menschen sind stets das,
was sie sich erzählen
inhuman ist's
sie mit tumben Mythen
zu quälen

falsche Narrative
ziehen die Menschheit
in die Tiefe . . .


© ulli nass


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Kommentare zu "Narrare necesse est"

Re: Narrare necesse est

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 24.12.2020 12:24 Uhr

Kommentar: Lieber Ulli,
mit Genuss gelesen.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Narrare necesse est

Autor: ulli nass   Datum: 24.12.2020 15:08 Uhr

Kommentar: Danke lieber Wolgang,
der Text mag irritieren. Es ist nicht soo schlimm mit mir,
bin gut geerdet. Alles 'cum grano salis'. Irgendwie.
Wirkliche Speptiker sind nie festgelegt, nur auf ihre skeptische Haltung.

Bleig gesund und Dir und Deinen Lieben ( hoffentlich gibt es welche)
ein ruhiges und gesegnetes Fest.

ulli

Re: Narrare necesse est

Autor: Michael Dierl   Datum: 24.12.2020 15:37 Uhr

Kommentar: Eine sehr schöne Abrechnung mit der Institution Kirche! Klasse! Gerne gelesen!!! Auch meine Einstellung!

LG Michael und eine schöne Zeit auch wenn die sich Weihnachten nennt!

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