So klug und weise jeder Zeit,
als Ratgeber im weißen Kleid,
so kannte man sie in der Stadt,
wenn jemand eine Frage hat,

ging er zu ihr und stellte sie:
ob Frau, ob Kind, ob Land, ob Vieh
bei allem, was man schwierig fand,
hat sie den Ratschlag gleich zur Hand!

Die Jahre zogen rasch dahin,
der Sommer kam, der Winter ging,
und stets saß sie in ihrem Haus,
ihr Blick nur ging ins Land hinaus.

Bei Tag, da war sie stets bereit,
für jeden nahm sie sich die Zeit,
doch Nachts zog sie im Traume fort,
zu tanzten an dem frohen Ort.

Die Kraft, die ihr der Traum beschert
nahm alles fort, was sie beschwert,
sie kam befreit im Morgen an,
an dem ihr Tagwerk neu begann.

Sie gab den Menschen manchen Rat
doch hat mit Taten sie gespart.
Wenn falsch ihr Tun, hätt man gedacht,
dass sie beim Ratschlag Fehler macht.

So saß sie still, so lange Zeit
und erst der Tod hat sie befreit.
Das Leben hatte sie verpasst
die Spur jedoch ist nie verblasst.


© Sigrid Hartmann


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Kommentare zu "Klug und Weise"

Re: Klug und Weise

Autor: Eleonore Görges   Datum: 04.10.2023 20:06 Uhr

Kommentar: Ein sehr schönes Gedicht, es berührt mich tief...

Liebe Grüße,
Eleonore

Re: Klug und Weise

Autor: Michael Dierl   Datum: 07.10.2023 11:31 Uhr

Kommentar: Wooowwww.....ein sehr triefgründiges Gedicht! Gratulation dazu! Dies könnte zu meiner lieben Oma passen die sich für andere Menschen eingesetzt hat ohne an sich zu denken. Einen Tag vor ihrer 1. Rentenauszahlung ist sie gestorben. Sie hat sich wirklich abgeplagt ob im Schrebergarten oder bei anderen Leuten meist ausgeholfen wo es gebrannt hat. War eben noch eine Mensch mit anderer Erziehung. Im Kindergarten engagiert als Köchin dafür gesorgt dass alle satt wurden etc. Diese Frau hat einfach viel zu viel geleistet und ihr Lohn war nicht mal die Rente in Empfang nehmen zu können. Ein Hirntumor brachte sie aus dem Leben mit nur 64 Jahren. Dein Gedicht errinnert mich als Dreikäsehoch an meine über alles geliebte Oma. Von ihr bekam ich beinahe mehr als von meinen Eltern. Sehr gut geschrieben!

lg Michael

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