Sei ganz offen, wirf dich weg!
Du bist wirklich leicht zu haben!
Spatzenhirn und Mäusespeck,
denn sonst fressen dich die Raben.
Du musst mit den Wölfen heulen,
weil sie dich sonst arg vebeulen!
-
Warum gibst du denn noch acht?
Du bist doch reichlich informiert.
Sei die Funzel in der Nacht,
ausgetauscht und repariert,
vertraue einfach jedem Schmu –
Teufel auch und ene muh!
-
Lirum, larum, Löffelbruch,
laber, laber, überhart –
immer einen schlauen Spruch,
denn in dieser Gegenwart
weiß man, daß man nicht versteht:
Es ist alles viel zu spät
-
Doch das kommt uns grade recht!
Was sollen wir noch mit der Welt?!
Nichts ist gut und nichts ist schlecht,
es ist halt wofür man's hält...
Wischi-Waschi, keine Sorgen!
Die verschieben wir auf Morgen...
-
Doch Morgen ist die Ewigkeit
und der Blödsinn ist vergessen...
Da ist weder Raum noch Zeit,
da wird nichts mehr ausgemessen,
nur das Stilzchen hüpft herum:
Ja, das Spiel war didel-dumm!!

Auf Morgen

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Auf Morgen"

Re: Auf Morgen

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 29.07.2023 11:10 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
ernst zu nehmende Wortspiele; mit deinem passenden Suchbild.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Auf Morgen

Autor: ThomasNill   Datum: 01.08.2023 12:55 Uhr

Kommentar: Das Gedicht besteht aus fünf regelmäßig aufgebauten Strophen.
alternierend, meist Trochäen aber auch Jamben, Daktylen.
Das Metrum ist ein wenig unregelmäßig.

Das Gedicht erscheint mir etwas zynisch. Die Aufforderungen, weisen, finde ich, gerade auf das Gegenteil hin.

In der ersten Strophe geht es um Offenheit, hier wird die Gefahr betont, dass man "zu offen", für praktisch jedes und alles, ganz Beliebiges offen ist. Sich allem und jedem anpasst.

In der zweiten Strophe geht es um das Vertrauen in Informationen.
Es wird davor gewarnt, jeder Information zu trauen und sie bedenkenlos zu verbreiten.

Die dritte Strophe warnt vor Geschwätzigkeit, die sich wohl in harten Sprüchen äußert, aber dennoch nur Geschwätz und schlauer Spruch bleibt und auch von dem, der geschwätzig ist, gar nicht anders gemeint ist.

In der vierten Strophe geht es um die Gefahr des Relativismus und Fatalismus, auch das Aufschieben der Lösungen unserer Sorgen ins Morgen.

Allerdings scheint das Gedicht selbst auch keine anderen Lösungen oder Möglichkeiten anzubieten. Die fünfte Strophe hat nur die "Lösung" des Verschwindens in die Ewigkeit. Den Tod und das Absterben.
Das Stilzchen - vergleichbar dem letzten Menschen Nitzsches,
hüpft allein noch auf der Erde herum und macht sie klein, vernichtet sie, mit seinen dummen Spielchen.

Das Gedicht ist recht pessimistisch und seine Warnungen sind sehr allgemein. Es geht nicht um eine bestimmte Richtung, eine bestimmte Art von Informationsbeschaffung, um das Geschwätz einer bestimmten Gruppe. In dieser Haltung ist es selbst wieder sehr offen und kann von vielen Richtungen aus Zuspruch finden.
Diese Allgemeinheit hat aber auch die Gefahr, selbst ein Gelaber zu sein, weil Warnungen dieser Art "Ihr könnt nichts und niemandem vertrauen und alle Wege führen ins Verderben" letztlich nur in Fatalismus und Aktionslosigkeit führen können.
Das Gedicht frisst sich so meiner Meinung nach selbst auf.
Es verschlingt sich selbst. Es warnt vor sich selbst.

In diesen Verschlingungen und Verdrehungen der Ansichten und Warnungen, die meiner Meinung nach, auch wieder auf die Aussage des Gedichtes selbst zurückfallen, finde ich es richtig gut. Es bringt sehr zum Nachdenken über sich selbst und unsere jeweiligen Ansichten und über unsere Aussichten in der Zukunft.

Re: Auf Morgen

Autor: ThomasNill   Datum: 01.08.2023 12:56 Uhr

Kommentar: Vielen Dank Alf, für dieses Gedicht!

Re: Auf Morgen

Autor: Alf Glocker   Datum: 01.08.2023 16:25 Uhr

Kommentar: ich bedanke mich

Gruß
Alf

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