Die Hoffnungen sind endlich abgewrackt,
die Seele blendet sich nun langsam aus –
der Verstand hat einen Wackelkontakt…
Das Bewusstsein flimmert Bilder kraus
und die Sehnsucht lebt in großer Leere!

Was leuchtet ein, was projiziert noch Dinge
vor dieses Auge, das nach innen sieht?
Auf Messers Schärfe und auf dessen Klinge
sieht alles anders aus was noch geschieht.
Und keine Waage misst nun diese Schwere!

Ja, das Selbstbild ist dem Wandel ausgesetzt,
der Tage in den Sog der Schwärze schleudert.
Die Meilenstiefel sind längst abgewetzt,
die Lebenslust an sich ist klein und meutert
und vor dir warten abertausend spitze Speere.

Ihr Wirkungsgrad beginnt als Nadelstiche,
die dich jetzt kaum noch ruhig schlafen lassen.
Die Jugendlügen, diese abgefeimten Schliche,
dich in Geduld und in Verstand zu fassen,
sind weit fort – du bist allein auf der Galeere…

Du ruderst um das nackte Einfach-Überleben,
obwohl du ja nicht weißt wofür du etwas tust!
Und eine Zukunft aus dem Stroh zu weben,
das vor dir abbrennt, weicht dem grauen Frust,
im Angesicht des Styx und deiner letzten Fähre!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Die letzte Fähre"

Re: Die letzte Fähre

Autor: Bluepen   Datum: 23.11.2020 11:21 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,

es stimmt, manchmal hat man das Gefühl, jegliche Überfahrt ist sinnlos, die Situation einfach aussichtslos ist.

LG - Bluepen

Re: Die letzte Fähre

Autor: Sonja Soller   Datum: 23.11.2020 13:52 Uhr

Kommentar: Wow, lieber Alf, was für ein Text!!!
So könnte es tatsächlich sein, die meiste Wegstrecke haben ein paar von uns sicher hinter sich. Sollen wir uns nur noch grämen und uns für das Alter schämen?
Kann sein es zwickt hier und da (ich kann nur von mir sprechen), doch das bringt ein gelebtes Leben mit sich, man sollte nicht darüber nachdenken, was kommen kann. Bei jedem gibt es Tage, die nicht seine sind. Wenn es soweit ist, über ein Ticket für die letzte Fähre nachzudenken, dann wird man weiterseh'n. Meine Fähre steht noch nicht bereit, es sei denn...............

Du hast es wie immer sehr gut geschrieben, Hut ab.

Herzliche Grüße aus dem sehr lebendigen Norden, Sonja

Re: Die letzte Fähre

Autor: Jens Lucka   Datum: 23.11.2020 17:26 Uhr

Kommentar: Lieber Alf. An besonders hässlichen Tagen überrede ich mich ,irgendwie weiter zu machen. Einfach die Zeit leben und nicht vor und zurück zu schauen um Frust zu vermeiden. Es kommen ja zum Glück hoffentlich noch einige brauchbare Tage fürs ,,Lebenswerk" .
Ein starker Text ist das von dir.

Gruß, Jens

Re: Die letzte Fähre

Autor: Alf Glocker   Datum: 23.11.2020 18:27 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde!

LG Alf

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