Mond, steh doch bitte nicht so sehr hoch
im Zenit. Das ist viel zu weit weg von mir.
Lächle uns zu, voll Romantik: Van Gogh,
als der gute Zaubergeist reitet mit dir
durch die Gletscherwelt hinter dem Sein.
Ich, hier am Boden, bin machtlos klein!

Mond, erzähle mir von herrlichen Zeiten
danach, wenn wir längst nicht mehr sind.
Was siehst du in diesen unseren Breiten?
Weht denn noch ein ganz anderer Wind?
Oder ist die Ära der Insekten geboren?
Deine Strahlen klingen mir in den Ohren!

Mond, du bist furchtbar einsam, wie ich…
Lass uns nicht völlig erfroren zurück!
Wenn ich dich sehe fühl‘ ich einen Stich
in meinem Herzen – reich mir den Strick,
der deine Dimension mit meiner vernetzt!
Dein Lichtglanz hat mich in Starre gesetzt!

Mond, was sagen deine ewigen Zeilen,
die so vergänglich sind wie Sterne im Eis?
Unter dir als Sonne will ich gern verweilen,
solange bis ich all jene Lösungen weiß,
die eine Menschheit vor allem verschmäht.
Du stehst am Himmel – ist es zu spät?


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Der zu späte Mond"

Re: Der zu späte Mond

Autor: possum   Datum: 12.01.2020 4:44 Uhr

Kommentar: Ja lieber Alf, dies hast du wundervoll verfaßt,
glG!

Re: Der zu späte Mond

Autor: Alf Glocker   Datum: 12.01.2020 10:05 Uhr

Kommentar: Herzlichen Dank!

glG Alf

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