Die Ballade vom Sprachartisten

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“Jongleur der Worte nennt man mich
War einst ein junkerlicher Mann
In luft`gen Höhen stand mein Schloss
Das Blut war blau - ein Adelsspross!

[[Refrain:
Ein Sprachartist, das bin ich wohlt
Auch wenn mich heut der Teufel holt
So sag ich ihm: Grüß Gott der Herr!]]

Silbentänzer so nennt man mich
Mein Vater galt als gräflich gar
Befahl ein Heer von tausend Mann
Er jede Schlacht im Sturm gewann!

[Refrain]

Versdompteur so nennt man mich
Sollt in der Spur des Vaters gehn
Nur Kämpfer ward ich niemals nicht
Doch wusst` ich wie die Zunge sticht!

[Refrain]

Strophenwerfer so nennt man mich
Zog an des hohen Herren Hass
Alsdann verbannt vom Grafenhof
So zog ich aus - wurd` Philosoph!

[Refrain]

Reimespucker so nennt man mich
Ja leider war ich bettelarm
Klopfte laut an manche Pforte
Fand nur stets die falschen Worte!

[Refrain]

Stabenreiter so nennt man mich
So ging ich stur zur Kirchentür
Wollt mein Leid dem Herrgott klagen
Ihn zur Not zum Teufel jagen!

[Refrain]

Kadenzenkünstler nennt man mich
Und fluchte auf den einen Gott
Doch hat`s der Pfarrer wohl gehört
Mit böser Miene mich beschwört:

“Hinfort mit dir, oh Atheist!”
Nur hatt` ich`s damals mit den Ohren
Vernahm es falsch und wurde…
…Sprachartist!

[Refrain]

Nun zieh` ich fahrend durch die Länder
Und knüpfe Verse aneinander
Die mich von allen distinguieren
So knüpf` ich sie zu Seilen stramm
Und kann auf ihnen balancieren!"


© et moi


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Kommentare zu "Die Ballade vom Sprachartisten"

Re: Die Ballade vom Sprachartisten

Autor: Pacaveli   Datum: 13.11.2016 22:33 Uhr

Kommentar: Hehe, das macht ein bisschen Spaß beim Lesen, muss ich zugeben ;) Auch die Pointe ist sehr gut gelungen. Sprachartist. Drahtseilakt. Das passt wie die Faust auf's Auge. Sehr gut. Auch die Idee, jede Zeile mit Refrain zu überschreiben. Sehr gut. Und die Sprache, in die sich das Thema kleidet. Sehr gut!

Re: Die Ballade vom Sprachartisten

Autor: Ronia Tading   Datum: 03.12.2016 20:31 Uhr

Kommentar: So, mein lieber Ingenuus, sehr unterhaltsam ist es gewesen! Gelungene Wortspiele, äußerst angenehmer Lesefluss und guter Humor. Das Bild dazu ist sehr treffend und tatsächlich könnte ich es mir vorstellen, dass dies im Mittelalter ein gern gesungenes Lied gewesen wäre.

Ich selber kann mich für meinen Teil nicht entscheiden, ob sich auch hier ein gewisser Sarkasmus, mit einem Hauch gesellschaftlicher Kritik eingeschlichen hat, ob es an meiner Interpretation liegt, ob ich es von dir in beinah jedem deiner Werke fast schon erwarte, oder ob es dich, wie eine Handschrift, tatsächlich in jedem deiner Werke unbeabsichtigt begleitet. Darüber müssen wir ein andermal gemeinsam philosophieren :D

LG
Ronia

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