Was fragt sich der Delinquent am Morgen?
„Wie lange werd' ich wohl noch leben?“
Und: „Wann wird man mich entsorgen?“
Mit meiner Schätzung lag ich wohl daneben,
als ich, als Kind noch dachte: ewig lange!

Ewigkeiten habe ich noch, weit zu gehen!
Mir steht noch so unendlich viel bevor.
Es gibt noch sehr viel zu verstehen.
Ganz außer Sicht: das „Himmelstor“.
Nein, damals was mir gar nicht bange!

Nun muss ich lügen wenn ich zu mir meine,
daß die Gefahr des Todes nirgends lauert.
Wie komm ich mit mir noch ins Reine -
bin ich nicht restlos eingemauert?!
Die Zeit nimmt mich in ihre Zange!

Unsichtbar ist der Galgen vor dem Haus...
noch ungewiss die Stunde meines Scheidens.
Ich tobe innerlich und komme doch nicht aus!
Auch das ist eine Form des Leidens -
sie schlägt mir täglich auf die Wange!

Die Wangen hinhalten

© Alf Glocker


© Alf Glocker


4 Lesern gefällt dieser Text.








Kommentare zu "Die Wangen hinhalten"

Re: Die Wangen hinhalten

Autor: axel c. englert   Datum: 08.04.2016 10:32 Uhr

Kommentar: Ja - damit muss man leben:
Die Zeit liebt jenes Schweben ...

LG Axel

Kommentar schreiben zu "Die Wangen hinhalten"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.