Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 22

Dreck gibt es immer eine Menge. Das wussten schon die Philosophen des Altertums, als sie voraussagten: „Wenn das mit der heutigen Jugend so weiter geht, dann wird die Welt untergehen!“ Ist das nicht erstaunlich – jetzt sind sie schon fast 3000 Jahre tot und sie haben im Voraus gewusst was passiert! Natürlich reichten damals die Mittel nicht, um die Welt sofort untergehen zu lassen. Was sie gemeint haben, stimmt aber nach wie vor. Aus der verdorbenen Jugend von Anno dazumal ist die verdorbene Jugend der Gegenwart geworden, was nicht heißen soll, daß die Verdorbenen nicht auch stets erwachsen wurden, aber verdorben geblieben sind. Daran hat sich leider nichts geändert!

Geändert hat sich was an den Mitteln! Während die Antike nur über vergleichsweise bescheidene Techniken verfügte, können wir heute einiges vorweisen – für einen Weltuntergang reicht das allemal locker! Jetzt bräuchten wir nur noch andere Menschen, damit wir nicht mehr sagen müssen: Wenn das so weiter geht, dann wird die Welt untergehen. An dieser Stelle darf wieder einmal gelacht werden! Denn das ist das größte Problem! Alle sind fröhlich und, ob sie nun wissen was sie tun oder nicht, insgesamt machen sie Blödsinn!

Gebündelter Frohsinn, Glanz meiner Tage,
du hast die Welt nur von unten geseh’n!
Durch dich bin ich jetzt in der Lage,
den Wahnsinn für mich so hinzudreh’n,
daß mir alles gefällt, wovor ich mich ekle –
weshalb ich nun auch gar nicht mehr mäkle.

Die Erde hüpft in meinem Dasein herum,
wie ein Kobold, der mir lustig erscheint.
Ich fühle mich glücklich, erwachsen, dumm,
ich habe mich selber nicht wirklich gemeint,
als ich für mich die ehrliche Treue ersann.
Aber ich frage besorgt: was ist denn dann?

Mein Sein ist ein bisschen wie Komasaufen.
Ich will mir vielleicht irgendetwas beweisen?
Nach meinem Totemtier will ich mich taufen
und dafür in den wahren Glauben entgleisen,
ich sei mir selber auf ewig versprochen.
Aber ich habe die Zeit angebrochen!

Ich bin informiert und ich pflege mein Wollen,
bis auf die Spitze der kalten Gelüste,
bis in die tiefsten un-irdischen Stollen,
im Urgrund, den ich liebend gern wüsste –
denn alles ist nichts und ich bin eine Ratte,
die hier noch nie was zu verherrlichen hatte!

Leider verherrlichen wir uns selbst! Und das, obwohl wir wissen müssten, daß wir uns vor uns in Acht nehmen müssen! Denn selbst wenn wir uns überhaupt keiner Mittel bedienen, sollten wir den Worten der antiken Philosophen Beachtung schenken – die Welt wird unseretwegen untergehen, jetzt werden sie Recht haben, denn es ist Zeit! Wir brauchen nur noch sein wie wir sind: dämlich und verdorben, denn wir sind mittlerweile einfach zu viele geworden. Wenn wir da noch ein paar von uns drauflegen, dann hauen wir dem Fass den Boden aus, dann kommt alles ins Rollen! Achten wir auf die Zeichen der Zeit – hat es nicht schon begonnen?

Wo wollen wir denn alle noch hin? Sollen wir Pyramiden bilden, in denen einer dem andern auf dem Kopf steht? Und der Unterste reicht den anderen Wasser und Brot hinauf? Und natürlich wollen wir auch alle dort leben wo es uns gut geht – wo denn sonst? Man hört schon die Stimmen der Herzen, die da schreien: „Geh mir doch bitte aus dem Weg, da wo du stehst gibt’s das bessere Alles und das beanspruche ich!“ Und wo sollen dann die anderen hin? „Das schaffen wir schon“ tröten die letzten Optimisten (oder sind es verschlagene Bauernschädel?), weil ihnen nichts anderes einfällt, als großzügig über alles hinwegzusehen. Die Folgen sind jedenfalls unausbleiblich…der Mensch ist eine Atombombe!

© Genisis 2

© Alf Glocker

Gefällt mir!Gefällt mir nicht mehr!

9 Lesern gefällt dieser Text.

Hans-Jörg Große
Angélique Duvier
axel c. englert
Uwe
Hans Finke
Ralph Bruse
possum
Yvane
Honigtraum

Beschreibung des Autors zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 22"

Eine Leseprobe

Diesen Text als PDF downloaden

Kommentare zu "Der beginnende Wahnsinn in 365 Schritten / 22"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.