Der Erdgeist empörte sich: "Was für ne Frage?
Wir werden gerufen am jüngsten Tage!
Wir sind den himmlischen Mächten ganz nah,
bedenkt doch, wir waren immer schon da!
Wenn wir zornig über die Lande hetzen
hat der Mensch uns nichts entgegen zu setzen.
Zürnen wir, dreht sich die Erde nicht weiter,
denn wir sind die apokalyptischen Reiter!

Wir existieren der ganzen Erde zum Segen,
denn wir bringen die Wärme, den Wind und den Regen.
Ohne uns würde hier gar nichts gedeihen,
doch statt sich unsere sanften Kräfte zu leihen,
hat die Menschheit sich gegen uns verschworn
und weckt damit unseren vernichtenden Zorn.
Ich brauche nur meine Hand zu erheben,
schon wird die Erde fürchterlich beben!"

Und mit des Erdgeistes wachsender Wut,
kochte im Innern der Erde die Glut.
Sie fing an zu beben, der Boden brach auf,
und Feuer und Lava schossen zum Himmel hinauf.
Der Geist der Winde wurde geweckt,
ein Feuersturm ist übers Land gefegt,
sogar das Meer erreichte die Glut,
denn auch der Wassergeist kochte vor Wut!
"Erhebt euch, ihr Wellen, höher als jedes Haus,
nur löscht den brennenden Himmel nicht aus!"

So loderten Feuer, wüteten Stürme,
Vulkane leuchteten, wie glühende Türme,
Reissende Fluten und Wassermassen
haben keinen Stein auf dem andern gelassen.
Das Ende schien nah, kein Halten gabs mehr,
die Geister der Natur, sie zürnten zu sehr.
Sie reichten sich gegenseitig die Hand
und trugen statt Segen Verderben ins Land.
In all dem Inferno, von den Geistern geschickt,
wurden sie zum ersten Mal leibhaftig erblickt.
Sie bauten sich auf in Reihe und Glied
und sangen der Menschheit ein düsteres Lied:

"Ihr achtet uns nicht, wozu braucht ihr die Welt?
Lebt, wo ihr wollt und esst euer Geld.
Ihr werdet nun sehen, wie alles vergeht,
uns zähmt keine Reue, jetzt ist es zu spät!

Erkennt ihr die Macht von Erde und Feuer?
Unsere Stärke ist ungeheuer!
Fühlt die Kraft von Wasser und Sturm,
was ist der Mensch für ein elender Wurm?
Seht, wie die Elemente unseren Händen entspringen.
Gemeinsam können wir alles bezwingen,
denn wir sind ein Teil vom göttlichen Licht,
nur seine Gnade, die kennen wir nicht!"
So sangen und tanzten im apokalyptischen Gewimmel,
die tobenden Geister am brennenden Himmel.

Die Menschen erhoben verzweifelt den Blick:
"Die Natur schlägt mit aller Härte zurück!
Die wohlwollenden Mächte, die uns ernähren,
es sind die selben, die jetzt alles zerstören!"
Und sie besannen sich in ihrer bitteren Not
wieder auf ihren längst vergessenen Gott.
"Grundgütiger Herrgott, wir flehen dich an,
vergib uns die Sünden, was haben wir getan?"


© Fone


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