Es geschah eines wolkenverhangenen Tags,
gleich eines Sargs
Besuch, so abgrundtief schwarz erschien der Himmel.
Nicht zu viel, doch stetig tropfte Neptuns Kondensat
auf meinen Pfad.
Modriger Geruch, Großstadtbeton und schwarzer Schimmel,
vermischt mit dem Geruch menschlichen Rudels, nassen Haar,
wandel ich zwischen traumlosen Fremden, scheinbar unsichtbar.

Wandel, eines dunklen Schatten ähnelnd, auf dem Asphalt
glitzernd Kalt,
welcher sich im natriumgelben Schein der Straßenlichter
scharf umreißt, sogleich abhebt von dem Grau
im Städtebau.
Sie blicken durch mich durch, ausdruckslose Gesichter.
Es ist so als gehöre ich weniger zu diesem Leben.
Eine Frucht des Schattengewächses dunkler Reben.

Seit frühester Zeit schon, der ich mich besinn
ist der Gewinn,
mich zu verschieben, das ich nicht mehr wahrgenommen.
Unterbewusst entzieh ich mich dem sonst so Realen.
Zergliedert in Arealen,
schiebe ich den Leib hinab, nur vage vernommen.
Weder werde ich gesehen noch weniger scheint es, erkannt.
Geschützt im Gedränge, gleich einer unsichtbare Wand.

Zu häufig nutzte ich das mystische Verstecken,
zum Verdecken,
bis ich mich selbst nicht mehr fand, im Spiegelbild.
Habe mich hinter Glas zum wirklichen Leben,
hinfort begeben.
Isolation. Misanthropie. Nur noch dazu war ich gewillt.
So lobte ich mir das Wesen, der Ignoranz meiner eignen Art.
Verzogen und entrückt, entseelt und Apart.

Ja, es mag eine Gabe sein oder doch eher ein Fluch
Aus ´nem Hexenbuch,
Verlockend ist dies Spiel mich vor meinesgleichen zu verdecken
All die Jahre im Dunkel des Lebens
sucht ich vergebens
nach Irgendwas, alsdann fing ich an Satans Füße zu lecken.
Verlor die Kontrolle, scheinbar auch den Verstand.

Es erschien, als hätt´ sie bis hierher all dies gelesen,
ein weiblich´ Wesen.
Ich weiß nichts von ihr. Nicht einmal ihren Namen.
Sie ging an mir vorüber und unsere Blicke trafen sich.
Es überraschte mich.
Wir blieben stehen und die nächsten Sekunden die kamen
vergingen, erst langsam, letztlich blieben sie still.
Offenbarte sich mir, was ich wirklich will.

Und so war es die Zeit, die, nachdem sie kurz schlief
weiterlief.
Schweigend beschrieb sie einen Zettel, den sie fand.
Auf diesem stand nicht mehr als eine Zeit, ein Ort
Sie warte dort.
Ich blickte ihr hinterher wie sie in der Menge verschwand.
Starrte lang auf das Papier, das meine Hand festhält.
Kann es sein, ist sie vielleicht anders, als die sonstige Welt?

Eine Ewigkeit verging, seit ich sie nun traf.
Nächte ohne Schlaf.
Doch der Termin rückte nah, sofern sie denn kommt.
In welcher Weise handelte sie? Zweifel durchzuckten mich.
Wieso gerade ich?
Es gibt auf Dauer keinen dem das Entrückte bekommt.
Vielleicht bildete sich mir mein krankes Hirn alles ein.
Narrte mich die Einsamkeit, zu schreien: Ich bin allein.

Wenn ich mich in meinem Zustand zurückgezogen habe
findet nicht mal ein Rabe
oder anderes Tier meine Spur, gar ein Lebenzeichen von mir.
Es könnte sein das ich meine Achtsamkeit verlor,
ja, kurz bevor,
sie mich passierte. Das beschwor eine Verwirrung in ihr,
Doch ganz überzeugten mich meine Argumente nicht,
und so wartete ich auf das verheißende Morgenlicht.

Noch während der Dunst sich von den Feldern erhob,
der Uhu darob,
gleich dem Fuchse sein Haupt, für den Tag verbarg,
begann ich meine Schritte in die Stadt zu lenken.
Dabei ewig Denkend,
durch mein Hirn sich windend zum Urinstinkt hin im Rückenmark,
nährten sich Zweifel, die durch all meine Venen pulsierten.
Während mich wahrnehmungslos die ersten Menschen passierten.

Die selbigen Straßen einer idealisierten Betonbauzone,
dessen Klone,
sich an jeder Ecke, gleich an gleich erheben.
Anders jedoch erscheint mir alles um mich her,
im Lichtermeer,
des sonnigen Morgens. Als wär in jedem Quader etwas Leben.
Wär in jedem Stein etwas mehr von mir enthalten,
vermischt sich mit den mir umgebenden Gestalten.

Farben wurden zu einem Feuerwerk von Komplementären,
die Ewig währen.
Die Dinge der Natur, alles scheint verschwommen
wie einer Linse die sich nach Innen krümmt
Zur Mitte bestimmt.
Da saß sie, am Brunnen, ein Buch in die Hand genommen.
Ich stand in der Menge und sah nur noch ihren Schein.
Auf ging ihr Blick, ohne Umzuschauen, zu mir, direkt hinein.

Sie war der Punkt in dem sich alles verlief
und ich lief,
verlor mit jedem Schritt etwas von dem Schatten,
der sich in meiner Seele verbarg. Indes erwachte,
stürmisch, sachte,
meine vermisste Seele. Und als wir uns hatten
tief im Arm. Ward ich an Ort
und Stelle wieder Mensch und sie war fort.


© Peer Thies 2013


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