Für den Kenner der Sahara
Sind die Zeilen hier gemacht
Von einem, der, im Geiste nah,
Dem Freund sie zu Papier gebracht

Wer die Wüste selbst erlebt
Den lässt sie niemals wieder los
Tief im Herzen alles strebt
Stets zurück in ihren Schoß

Bei aller Vielfalt nackt und kahl
Kaum dass ein Grashalm in ihr lebt
Heiß röchelnd-brennendes Fanal
Ein verzweifeltes Gebet!

Wie von harter Faust zerschmettert
Gähnt der Abgrund, steigen Klippen
Felskolonnen, krass verwittert
Blockwerk, Steine, Sand dazwischen

Zinnen dürsten schroff gen Himmel
Ausgebombten Städten gleich
Als schufen Teufel das Getümmel
In Wut nach Flucht aus Gottes Reich

Geheimnisvoll stehn Mauerreste
Ausgelaugt vom Zahn der Zeit
Zeugnisse der Erdengäste
Die vor Zeiten hier geweilt

Knochen liegen, weiß gebleicht
Auf Schotterstein, lackschwarz gebrannt
So weit, wie gerad das Auge reicht
Flimmert Hitze übers Land

Endlos neue Formationen
Schafft des Windes Poesie
Farbenreiche Variationen
In leerer Stille leuchten sie

Alte Küstenstufen ragen
Steinerstarrt liegt deren Strand
Flüsse lassen sich erahnen
Mäandrieren durch das Land

Alles wabert in der Glut
Weiß sind Fels und Sand vermählt
Im Luftstrom brandet eine Flut
Großer Dünen, ungezählt

Leis, als täten Engel singen
Rieseln Körner immerzu
Mit metallisch-feinem Klingen
Deckt der Flugsand alles zu

Dem Pilger schauderts trotz der Hitze
Höllenhauch trifft ihn mit Wucht
Sand füllt gierig jede Ritze
Wie flüssig Blei lastet die Luft

Die Blicke suchen sehnlich Halt
Kein Ruhepol weithin in Sicht
Strukturlos in der Ewigkeit
Gibt’s oben, unten nichts als Licht

Brennend hängen trockene Augen
Am verlorenen Erdenkreis
Fata-Morgana lässt sie staunen
Hoffnung auf das Ziel keimt leis

Doch Schritte treten auf der Stelle
Entfernungen diffus zerrinnen
Bis Abendrot bezähmt das Grelle
Und lässt die Wüstennacht beginnen

Die besiegt den heißen Brand
Entzündet ihren eigenen Schein
Es leuchtet auf das Meer von Sand
Brillant ein Meer von Lichterlein

Fast greifbar blinkt der Sternenreigen
Im steten Glanz der Himmelsaugen
Der Mond lässt Perlmutt-Strahlen steigen
Die Flur in Silberschimmer tauchen

Mit Blick in dieses weite Rund
Über magischem Gelände
Löst sich die Seele weit vom Grund
Ohne Anfang, ohne Ende…

Wüste

© Widi58, mit Komponenten aus Netz


© Widi58


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Beschreibung des Autors zu "Wüste"

Etwas "Warmes" an einem Wochenende vor Weihnachten, von meinen Aufenthalten in N-Afrika




Kommentare zu "Wüste"

Re: Wüste

Autor: Widi58   Datum: 15.12.2023 17:05 Uhr

Kommentar: Oh, Herr Übelwind, ich versäumte in meiner Wüstenlyrik die nächtlichen Minusgrade in der Winterzeit und die vielen Leute, die in der Wüste schon ertrunken sind, zu erwähnen...

Re: Wüste

Autor: Varia Antares   Datum: 17.12.2023 11:08 Uhr

Kommentar: Bild und Text sind wunderschön!

In meiner Jugend schwärmte ich oft davon, eines Tages in die Wüste zu reisen ...

Liebe Grüße
Varia

Re: Wüste

Autor: Widi58   Datum: 17.12.2023 17:28 Uhr

Kommentar: Na, dann los, liebe Varia...! Es ist ein Erlebnis und Quelle von Inspiration.

Re: Wüste

Autor: Varia Antares   Datum: 29.12.2023 23:24 Uhr

Kommentar: Wenn es eines Tages so weit ist, dann wird es ein Erlebnis voller Faszination. Bin gespannt ... :)

Ein schönes Silvester Dir!

Herzliche Grüße
Varia

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