DIE UNBEKANNTE LIEBE EINER VERSTOẞENEN WIEGE

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1. DAS MEER SCHEINT

die Hörner
zwei gereckte Nacktschnecken
stockt der büschelgrasige Indianerbüffel
sein schwarzmäul’ges Haupt
aus Trockennadeln
kaut
wobei er selbst wie Kautaback verdaut

gezog'ne Windzüge röhren über Nordmeere
aus trunkenen Scherbenhimmeln
bekreuzigen unterwürfige Ähren

wie ausgestochen: die wehrhaften Urwälder
ein Blauopal: der gefrorene einäugige See
im rotgoldenen Glimmer eines Koboldschatzes

erste schüchterne Frühlingstage
und schon drängen die Bauern

das Meer scheint!
besät von Eisflockenschwärmen
flügelschlagend, von Endlosbläue geblendet
unablässig Federn opfern
in ohrenbetäubendem Rauschen
drehen Nebelhexen eisatmige Schleier
über die Schwelenlandschaft

saugen Väterchen Frost
in die schon warme, lichterlohe Luft
im Hintergrund grobstrichig:
schwarzgrüne Waldbestände

paar Äste scheinen gemiedene Nadeln
in Omas Nähstrumpf
stolzieren Kraniche
über abgeschürfte Eisäcker

ohne Tauwetter werden die hellen Störche
in einer weißen Polarnacht versinken



die eigentümlichen Geräusche
orthodoxer Kirchenchöre
sind höhnisches Quaken
über zu viele Klammeraffen

noch offenbaren die Flüsse dunkle Siegel
die zu den Rändern unruhig quellen
reichen sich wieder mal die Seen
ihre Wasserhände zum spielen





© j.w.waldeck 2005
Alle Rechte sind dem Autor vorbehalten.


© j.w.waldeck 2005


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