Eine grüne Wolke schwebte um die Äste eines Weidenbaumes.
Ich sah es durch das Zugfenster.
Der Zug glitt über eine Nahe-Brücke,
ich drehte meinen Kopf nach dem Baum.

Töpfe und Scherben
fand man in einem Keller in Bingerbrück.
Auch einen Totenkopf.
Jemand ergrub sie
in den siebziger Jahren
in der Altstadt von Mainz.

In Bingerbrück
kniete ich auf Bürgersteigen
und rieb an "Stolpersteinen":
Ruth Müller war 17 Jahre alt,
als SS-Revolutionäre sie verschleppten.

Wie hat sie dort um ihr Leben gekämpft?

Sie war aus der Stadt verschwunden.
Eine Mitschülerin grüßte Ruth nicht mehr,
sie liefen, ohne sich anzusehen, aneinander vorbei,
erzählte die alte Dame.
Den Vergewaltigungen und Morden
gingen verweigerte Anblicke in Bingerbrück voraus.

Die Alt-Stadt Mainz
wurde im letzten Krieg fast zerstört.
Unter deren Trümmern
liegen keltische, römische und germanische Scherben
und manchmal menschliche Gebeine
im Grund.


© hartmut


5 Lesern gefällt dieser Text.






Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Februar am Rhein"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Februar am Rhein"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.