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Entwurzelt
Am Abend in der Dämmerung
geht manchmal er auf´s Feld,
er schwelgt dann in Erinnerung,
denkt seiner Kinderwelt.
Der Sohn des Bauern, in der Stadt,
wollt nicht mehr Bauer sein,
doch machte er zum welken Blatt
sich selbst am Feldesrain.
Er denkt an die Vergangenheit
da er von früh bis spät
daheim, in seiner Jugendzeit,
geackert und gemäht.
Gewiss, er braucht sich nicht mehr mühn,
wie einst, auf Vaters Feld,
doch will ihm nun auch nicht mehr blühn
die Lust der Heimatwelt.
Er ist zwar heut ein feiner Herr,
doch muss er dienstbar sein.
Zu Haus, bei Vater, sagte er:
Der Hof dahier ist mein!
Als Vater dann gestorben war,
hatt´ er das Pflügen satt,
ließ den Hof bezahlen, bar,
zog in die große Stadt.
Doch manchmal muss er sich gestehn,
der Vater könnte nicht mehr ruhn,
im Grabe würde er sich drehn,
wüsst er von seinem Tun.
Es geht ihm in der Stadt ganz gut,
sein Name wird genannt,
und doch zieht ihn sein Bauernblut
mit Macht hinaus auf´s Land.
Das quält ihn heut zuweilen sehr,
es ward ihm längst schon klar:
was er getan, er täts nicht mehr
und schilt sich selbst nun Narr.
Ein Bauernspruch liegt ihm im Sinn,
er fällt ihm öfter ein:
Die Pflanze, die im Licht gediehn,
sie geht im Schatten ein.
Verfasser: Johannes Tobisch
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sissy
Steffi Illi
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Kathleen
Alf Glocker
Sonja Soller
Angélique Duvier
Verdichter
Soléa
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Beschreibung des Autors zu "Entwurzelt"
Der Bauensohn hat schon Recht.
Die Pflanze, die im Licht gediehn,
sie geht im Schatten ein.
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Kommentare zu "Entwurzelt"
Re: Entwurzelt
Autor: Steffi Illi Datum: 30.10.2023 18:33 Uhr
Kommentar:
Re: Entwurzelt
Autor: Tobisch Datum: 01.11.2023 8:21 Uhr
Kommentar:
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