Die bösen Sachen kommen immer
Plötzlich und schneller als gedacht.
Seien wir ehrlich:
Wir haben sie kommen sehen - doch
Die H o f f n u n g unterscheidet die Furcht
Von ihrem Fluchtpunkt:

Immer wieder passiert ein Planet
Und verdeckt die Strahlen.
Lenkt uns mit Schwerkraft auf die leicht
Verschobene Bahn und verschiebt
Damit unsere Blickrichtung

Es kostet Kraft
Das Fernrohr immer wieder
Auszurichten. Und Mutwillen
aus immer neuem Winkel
Die gefährliche Sonne zu betrachten

Gut möglich, dass die neue Bahn
Schon spiralförmig auf sie zuläuft


© 2019 by Arne Busch


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Beschreibung des Autors zu "Sturz"

Dies ist der Versuch - aus aktuellem Anlass - die wiederholt gemachte Erfahrung, dass man zwar persönliches Unheil oft voraussieht, aber dann, wenn es tatsächlich eintritt, immer wieder davon überrascht wird, poetisch zu beschreiben. Und der Versuch einer Erklärung: Der "passierende Planet" ist die immerwährende Ablenkung des Alltags mit ihren aufmerksamkeitsheischenden Notwendigkeiten, die uns daran hindert, uns in Ruhe aus einer bestimmten Position heraus auf das herannahende Unglück vorzubereiten. So verpassen wir den entscheidenenden Moment, in dem wir auf die "spiralförmige Bahn" zum "Fluchtpunkt" unserer "Furcht" einschwenken. Der Titel "Sturz" benennt in doppelter Bedeutung einerseits eben diesen Moment und andererseits den Sturz, der geradewegs ins Gravitationszentrum der spiralförmigen Bahn, "die gefährliche Sonne" führt.

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