Ein stiller Beobachter

© abraham1110

Ich melde mich hier mal zu Wort,
in diesem Raum, an diesem Ort.
Das halte ich für meine Pflicht,
denn hier versteht man mich sonst nicht.
Ich hab ein Schreiberling gefragt
und der hat schließlich ja gesagt,
dass er es jetzt zu recht hier biegt,
was mir da auf der Zunge liegt.
Am Montag ist hier meist was los,
was wollen alle hier denn bloß?
Sie ziehen die Klamotten aus
und sehen furchtbar sportlich aus.
Hab ich mit Herrchen reingeschaut,
ist meist schon alles aufgebaut.
Zum Gruß da wedle ich den Schwanz,
so mancher will’s, doch ich, ich kann‘s.
Stehn sie am Tisch, ist es so weit,
da gibt es nur noch Dauerstreit.
Das gelbe Ding, es ist verrückt,
das wird von links nach rechts gekickt,
und wenn es einem nicht gelingt,
es nur den And‘ren Freude bringt.
Warum sind die nur drauf versessen,
man kann das Ding noch nicht mal fressen.
Der Ball rollt oftmals untern Tisch,
und manchmal sogar hinter mich,
ein Kerl kommt über mich gekrochen
und hat an meinem Schwanz gerochen,
sagt mir, er suche nur den Ball,
ja Gründe gibt es überall.
Unsereins der braucht kein Grund,
wenn ich mal treff ein andren Hund.
An dem Tisch da wird gegessen,
der unten liegt wird oft vergessen.
Mein Herrchen wird auch manchmal laut,
meist dann wenn er daneben haut
oder wenn der Typ daneben,
seine Chancen hat vergeben,
Herrchen meint ja hier nicht mich,
nur sein Partner an dem Tisch.
Doch zum Schluss da wird es friedlich,
manchmal auch so recht vergnüglich.
Jetzt kommt das ersehnte Ende,
auch für mich ist das ne Wende,
denn vom lange rumzuliegen,
kriege ich vielleicht noch Schwielen.
Keiner trat mir auf die Pfoten,
das war letztlich auch verboten.
Ich habe da auch nichts versäumt,
denn jetzt wird erstmal aufgeräumt.
Endlich- das ist meist das Beste-,
da krieg ich fast immer Reste.
Nächstes Mal, ich freu mich drauf,
tauche ich hier wieder auf.
Ich sag“ wau wuff“ ihr lieben Leut,
das war‘s erstmal von mir für Heut.


© abraham1110


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Beschreibung des Autors zu "Ein stiller Beobachter"

Zu unserer montaglichen Tischtennisrunde kommt immer ein Hund namens Erwin mit. Von dessen Sichtweise stammt das Gedicht.

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Kommentare zu "Ein stiller Beobachter"

Re: Ein stiller Beobachter

Autor: Doris Demski   Datum: 01.02.2017 19:26 Uhr

Kommentar: Hallo, du schwarzgrauer (Schnauzer?), sag ehrlich, ist es nicht besser beim Herrchen unterm Tisch als allein zuhause zu sein? Immer dabei, das liebe ich auch. Ich bin die Hündin von D.D. und heiße Elsa.)

Re: Ein stiller Beobachter

Autor: Varia Antares   Datum: 13.11.2017 22:26 Uhr

Kommentar: Was für ein süßes Hündchen!

:-)

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