Wie viel von mir gehört den stillen Rufen,
in denen viel Besessenheit vorhanden?
Erfriere ich für Götterboten im Verlies?
Bin ich zur Gänze Opfer auf den Stufen,
die mich an „meinen Menschen“ banden?
Wer ist es, der mich schicksalhaft verstieß?

Begonnen habe ich zu leben als ein Leib,
der sich gehörte weil er nur geschah!
Doch vorwärts trieb ihn, Stück für Stück,
vielleicht auch nur zum puren Zeitvertreib,
ein fremdes Maß, das ihm gefährlich nah,
die Seele nahm, sowie das pure Glück!

Dann brach die Erde auf in viele kleine Teile,
die streng nach Weisheit schürften – tief.
Und wie aus Kratern kam das grelle Licht!
Ich zögerte nur eine endlos lange Weile,
dann lag auf einmal alles haltlos schief –
ich akzeptierte die Bestimmung eben nicht!

Zu fliehen blieb kein Raum in meinem Sein,
denn eine große Faust hielt mich gefangen:
ich saß in dieser wilden Falle der Gefühle,
wie eingemauert, fest in einem harten Stein.
Und, ja, ich spürte dennoch dies Verlangen,
nach einem Du, durch alle ungewohnte Kühle.

Daraufhin kam die Frage, wen ich da wohl
verkörpere, denn ich trage ein Geschlecht.
Kann ich mich ins Neutrale abverwandeln?
Kann ich denn einerseits, sowohl
besessen sein und andererseits „gerecht“?
Mit wem lässt sich das denn verhandeln?

Auf Abruf steige ich, erkenntnissuchend,
die Stufen meiner alten Existenz entlang.
Kein Spiegel kann mich wirklich zeigen!
Mein Selbst ist, aufmerksam verbuchend,
was Freiheit scheint und was als Zwang
mich animiert zu hören und zu schweigen.


© Alf Glocker


5 Lesern gefällt dieser Text.






Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Hören und Schweigen"

Re: Hören und Schweigen

Autor: possum   Datum: 15.07.2014 1:00 Uhr

Kommentar: Lieber Alf heute finde ich endlich schnell Zeit und darf hier in den tollen Zeilen sein! LG!

Re: Hören und Schweigen

Autor: noé   Datum: 15.07.2014 1:33 Uhr

Kommentar: Jeder Spiegel wird Dich nur immer seitenverkehrt zeigen. Kein Spiegel kann Dir das Wahre, Echte Deines Selbsts zeigen, außer einem einzigen.
Diesen einzigen Spiegel findest Du in den Augen eines liebenden Gegenübers. Wenn Du ein solches gefunden hast, trau dem, was Du dort über Dich entdeckst.
BiSi

Kommentar schreiben zu "Hören und Schweigen"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.