Was bleibt übrig, fragt man nach sich?
Gibt’s ein reales oder ein illusionäres Ich?
Wann denke ich selbst und was ist angelesen?
Ich bin ein neurobiologisches Einzelwesen!
Ich bin geprägt, durch das, was gewesen…
Meine Nervenzellen sind also auserlesen?
Aber ich reibe doch mein Gehirn
stets an deiner Falten-Stirn…
Ist also alles eins, ein großes Gestirn?
Und wir alle aus dem gleichen Zwirn?
Und meine Gefühlswelt- ein Produkt von Reaktionen
von Einflüssen, einzelner Lebens-Stationen
ein Gebilde vieler Affirmationen
ein Resultat meiner Inhalationen
Und eigentlich habe ich kein stetiges „Ich“
-denn ständig verändere ich mich
Meine Ansichten ändern sich,
ich lerne schließlich kontinuierlich…
„Im Kindergarten man ein Schauspieler wird“
-hat mich neulich meine Tochter belehrt
„Denn ich will ja nicht handeln verkehrt,
damit man mich stets mag und verehrt…“
Und wenn ich doch den Mut beweise
zu widersprechen, laut oder leise
-bin ich mir treu geblieben, ansatzweise?
Aber ich ecke an, zu welchem Preise?
Sind wir also ein Haufen Selbstdarsteller?
Beziehungsabhängige Präsentierteller?
Sich-in-der-Öffentlichkeit-Versteller ?
-mit der Selbstbetrachtung individueller Einzeller?
Zunehmender Stellenwert der Individualität
ist ein Prozess der Geschichtsmentalität
Und nur dadurch, dass diese Entwicklung entsteht,
werden Würde und Rechte zur Normalität…
Wenn ich mich aber NUR in meiner Individualität erlebe
-ich mich doch total über den Gemeinsinn hebe
Ich dann nicht hauptsächlich nach Egoismus strebe?
Ist denn wichtiger mein als dein Zellgewebe?
So sind wir eins und doch getrennt
-in einer Welt, in der sich keiner kennt
In der man einander und sich selbst ist fremd
-sich aneinander reibt und wegrennt...
Gibt’s ein reales oder ein illusionäres Ich?
Was bleibt schon übrig, fragt man nach sich?
Kommentar:Kann mich den Worten von Picolo nur anschließen :) Ein sehr tiefgründiges Gedicht, hervorragend formuliert! Es gefällt mir vor allem, dass du diese Paradoxie ansprichst: Gerade in Zeiten fast totaler Individualisierung, in der scheinbar nur das ICH zählt, wissen viele nicht, woraus das ICH besteht. Vielleicht haben wir vor lauter Selbstdarstellung und Anpassung unser eigentliches ICH schlicht vergessen? LG Maik.
Kommentar:Danke, Maik… Das „Ich“ würde ich verstehen, als eine Instanz, durch die der Mensch sein eigenes Sein mit den Ausdrucksformen des Denkens, Fühlens und Handelns erlebt…Er kann aber eben nur durch andere zu einem Bewusstsein von sich selbst kommen und steht einfach in absoluter Abhängigkeit zu seinen Mitmenschen…Wir sollten also nicht vergessen, wie wichtig die Menschen um uns herum sind… Liebe Grüße
Kommentar:Beachtenswert ist so vieles..... Nicht zuletzt auch in diesen schönen Netzwerk! Wie man doch immer wieder lesen kann. :)
Nach einen selbst, kommen die Erzählungen, Gedanken und Hoffentlich ein Paar Sachen die man über nehmen wird....
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