Die Mutter ging , als er ein Baby war .
Der Vater gab ihm dafür stets die Schuld .
Zehn Mäuler hatte der zu stopfen ,
für den Jüngsten fehlte die Geduld .

So wurde er herumgereicht
bei Schwester ,Tante , Nachbarschaft .
Hat nie ein Herz für sich erweicht
und spürte nie der Liebe Kraft .

Zur Schulzeit musste er zurück
ins väterliche Heim .
Er trug der Brüder Sachen auf
und spielte nur allein .

Mit zwölf beschloss er fortzugehn ,
verzweifelt und in Not .
Er schipperte den Fluss entlang
in einem alten Boot.

Auf einem Inselchen im Rhein
campiert er vierzehn Tage .
Die Polizei brachte ihn heim
ein Alptraum - ohne Frage....

Mit sechzehn trat als Jüngster er
in einen M . C .ein ,
macht eine Lehre auf dem Bau
und wohnt fortan allein .

Zum ersten Mal im Leben fühlt
er sich voll akzeptiert .
Dass er nur Rockers Spielball war
hat er noch nicht kapiert .

Sie schickten ihn zum Stehlen raus ,
zum Schlagen und Betrügen ,
sie haben Kämpfen ihn gelehrt
in ihren Bandenkriegen .

Ein junges Mädchen holte ihn
aus dieser Sache raus .
Sie schrieb ihm Briefe in den Knast
und bot ihm ein Zuhaus .

Doch die Vergangenheit wiegt schwer
und holt ihn wieder ein .
Wer nie als Kind die Liebe spürt
der kann nicht herzlich sein .

Das Glück zerbrach ,
sie warf ihn raus -
und er dreht seine Runden ....
Er hat bis heute , scheint es mir ,
kein Herz für sich gefunden.......


© nabatea


9 Lesern gefällt dieser Text.













Kommentare zu "Einsamer Wolf"

Re: Einsamer Wolf

Autor: [email protected]   Datum: 27.01.2014 8:44 Uhr

Kommentar: Danke , liebe Nightangell5 !

Re: Einsamer Wolf

Autor: noé   Datum: 27.01.2014 10:57 Uhr

Kommentar: Ein Roman in wenigen gelungenen Reimen...ergreifend, traurig machend.
Trotzdem: Man kann auch Liebe geben, wenn man als Kind in einer Wüsteni groß geworden ist. Ein solches ehemaliges Kinde schreibt dies gerade...
...einsammer wolf trifft auch auf mich zu, allein kann ich am besten...
noé

Re: Einsamer Wolf

Autor: Hans Finke   Datum: 27.01.2014 13:13 Uhr

Kommentar: …wohin führt das noch, wenn unsere „Gesellschaft“ immer atomisierter wird, die Leute immer mobiler werden müssen um irgendwo noch einen unterbezahlten Job zu ergattern, nur damit irgend ein BiP immer recht schön hoch ausfällt. Wo findet Liebe noch statt? Bei uns hat sie sich dem Wirtschaftswachstum unterzuordnen. Ich könnte endlos weiter schimpfen, vor allem, wenn ich die SonntagsrednerInnen ihre Sülzereien ablassen höre… Das Fass ist gleich voll. – Gruß Hans

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