Am Dienstag früh, Novembermorgen,
da ging er frisch und ohne Sorgen
ins Zehlendorfer Krankenhaus,
denn seine Galle sollte raus.
Sein Weg führt ihn zur Station zwei,
direkt ins Zimmer eins, zwei, drei,
es kam auch gleich der Mittagstisch,
so kann es bleiben, sagt er sich.
Am Abend gab es nur noch Tee
und eine Riesenspritz, oh weh.
Dagegen kann er sich nicht wehrn,
sie soll auch noch den Darm entleern.
Am Morgen gab es Schriftkram auch,
wie es in Deutschland so ist Brauch,
er unterschreibt, nicht lange zagen,
dass der Chirurg ihn ohn zu fragen,
ganz auseinander nehmen kann,
wie er es mag, ja das törnt an.
Es fällt auch noch die Mannespracht,
der Brustpelz der wird abgemacht,
weil der Chirurg wie man so hört,
auf nackte Brust beim Manne schwört.
Danach gibt‘s wieder eine Spritz,
ist auch egal denkt er, so’n Witz,
von dem Transport in den OP,
kriegt er nichts mit, vorbei, passee.
Er wacht erst auf im Wachraum A,
dazu ist dieser Raum ja da,
die Galle aber ist verschwunden
und rechts fühlt er sich recht zerschunden.
Die Fahrt ins Zimmer er kaum spürt,
Besuch wird auch bald rein geführt,
er fühlt sich schauklig wie im Hafen,
vorbei der Tag, jetzt wird geschlafen.

Am Morgen früh um sieben dann,
das Bett gemacht, jetzt ist er dran,
er muss gleich ein paar Schritte gehn,
fühlt sich dabei wie hundertzehn.
Als Nahrung gibt es Tee nur heut,
rings um ihn fressen all die Leut,
danach zwei Tage Haferschleim,
igitt, igitt, das muss nicht sein.
Sein Magen er hier kaum noch spürt,
die Frage. „Hab’n sie abgeführt?“
betrachtet er als bloßen Hohn,
was soll denn da bloß rauskomm‘n schon?
Die Wunde will jetzt auch sich schließen,
sie tut nur weh bei husten, niesen.
Im Fernsehn gibt’s heut „Pension Schöller“,
man lacht zu oft und atmet schneller,
er krümmt sich da vor Schmerz und Pein,
ja Muskeltraining das muss sein.
Auch Essen gibt’s jetzt ohne Klagen,
die Zähne ackern, auch der Magen,
und so man auf die Frage oben
bejahen kann, der Arzt tut loben.
Selbst Stufen nimmt man fast im fliegen,
man kann schon auf der Seite liegen,
noch ein paar Tage, so soll‘s sein,
da gibt es den Entlassungsschein.
Das Personal der Station zwei,
man muss es loben, sei‘s wies sei,
stets freundlich und auch hilfsreich hier,
rund um die Uhr, selbst früh um vier,
es ist die Seele hier vom Haus,
drum denke ich’s und sprech es aus:
„Auf wiedersehn, das muss nicht sein,
doch weiter so, das wäre fein.“


© abraham1110


3 Lesern gefällt dieser Text.





Beschreibung des Autors zu "Die Galle muss raus"

Inzwischen kann ich essen was ich will, ich werde nicht dicker!

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Die Galle muss raus"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Die Galle muss raus"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.