Es zog einmal ein Reitersmann
Mit Sack und Pack gen Veitsrodt an.
Hier dacht er hab ich meine Ruh,
das dacht er nur, drum hört mal zu!
Am ersten Tag, da war‘s noch fein,
ein kurzer Ritt, dann trank er Wein.
Am zweiten Tag, da ging‘s dann los,
das Tempo wurde riesengroß.
Pferde putzen bis sie blitzen,
nirgends darf ein Staubkorn sitzen.
Das Pferd, am ersten Tag noch friedlich,
sprach zu ihm: „Jetzt wird’s ungemütlich.“
So schön hat es noch nie gebuckelt,
der Reitersmann wird durchgeschuckelt.
Die Frühstücksmilch, die fragt gequält,
ob oben denn noch Butter fehlt.
Wird mal das Tempo etwas lauer,
so ist das nur für kurze Dauer,
denn in der Mitte steht ein Mann,
der mit der Peitsche knallen kann.
Erst winkt er nur, dann knallt es kurz,
dem Reitersmann ist dies noch schnurz.
Die Pferde aber die das kennen,
die fangen sogleich an zu rennen.
Der Reitersmann sich krampfhaft hält,
damit er ja nicht runter fällt.
Dann ist die Stunde endlich aus,
und er bringt sich und’s Pferd hinaus.
Es gibt dann Mittagessen auch,
man staunt was reingeht in so‘n Bauch,
er hofft nur, dass er’s drin behält,
falls er demnächst vom Pferde fällt.

Bald kommt die Stund der Theorie,
man lernt so viel vom Pferdevieh,
dass so ein Tier drei Hände hat,
da wird so mancher noch ganz platt,
und Pferdeschwanz heißt Pferdeschweif,
dass dies doch jedermann begreif.
Auch gute Ratschläg gibt’s dabei,
man merkt sich da so allerlei.
Der Reitersmann, der auch schon weiß,
wie Pferd wohl auf lateinisch heißt
und meint, dass er nun alles kann,
der kann auch irren dann und wann.
Der Trainer war beim Militär
und gibt so manche Weisheit her:
Ist dir ein Pferd mal durchgegangen,
so fang nicht lange an zu bangen.
Da spannst du an den Spargelpflug,
bis dass das Pferd meint: ist genug,
ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr,
der Spargelpflug ist mir zu schwer.
So geht es Woche nun für Woche,
der Reitersmann spürt seine Knoche.
Am End hat er sich dran gewöhnt,
auch wenn er manchmal etwas stöhnt,
erst recht wenn‘s über Hürden geht
und er echt müd im Sattel steht.
Er fährt mit frohem Mut nach Haus,
am Arbeitsplatz ruht er sich aus.
Im nächsten Jahr hat er‘s vergessen
und ist ganz wild darauf versessen,
im nächsten Urlaub wieder placken,
da gibt’s nur eines: Koffer packen.


© abraham1110


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