G r ü ß G o t t, ihr lieben Urologen!
Wie E R mich schuf, so steh ich heut vor Euch, ganz ausgezogen.
Die Schwester hilft ins Hemdchen mir – das viel zu kurz und offen.
Bedeckt nur fast - so fühlst als Mann du nackig dich betroffen.
Hab Eig’nes ja, was mir possierlich, andrerseits auch sehr genierlich.
Wie's Loch von einem dicken Ring, der an meiner Rute hing.
Drum spring ich schnell ins Rollbett nun - besorgt der Dinge, die zu tun.

Was trieb mich denn, die Scham zu überwinden?
Mit grauslig‘ Ahnungen den Weg hierher zu finden?
Zu präsentieren mich und extraordinär die Rute!
Viel strapaziert, doch immer kerngesund, die Gute.
Trieb mich gar oft, hat viele Freuden mir gebracht.
Doch - stark verkrampft zeigt sich mein Abfluß über Nacht!
Drum bitt ich herzlichst, die Verstopfung zu beheben,
daß wieder schmerzfrei leicht wird mir das Leben.
Für einen starken Mannesstrahl und gute Nachtruh‘ allzumal.
Geb Euch die Rut‘ zu treuen Händen, daß Ihr mein Unglück mögt bewenden.

Zuerst schert Schwester mir den Bauch. Später merk ich: Viel zu knapp!
Denkt Ihr, so’n Pflaster ziept nicht auch - reißt schmerzlich man vom Fell es ab?
E i n e Scherkopfbreite mehr – und‘s Pflasterreißen wär nicht schwer.
Sodann der eifrige Anästhesist begierig auf mein Kreuze ist.
Jedoch - gewaltig kommt ins Schwitzen: Denn - rechtes Kreuz ist schwer zu ritzen!
Nach Läng‘rem ist die Spritze drin. Die unt’ren Glieder sinken hin…

So liege ich – gegrätscht - ganz lang, die Beine dabei hoch im Hang!
Dazu mit Riemen festgebunden. Gegen Reißaus noch vor‘m Gesunden?
Werd unterfüttert, abgedeckt, die Beine in Planen gebunden.
Der Bauch mit Tupfern wird verschreckt, hab Kühle noch empfunden.
Mein Kopf, der glüht, ist puterrot in hochnotpeinlicher Lage.
Das Männlichste, frei und bedroht - damit man Zugang habe.
Nach allen Seiten ganz weit offen: Mannes Mark ist schwer getroffen.

P l ö t z l i c h - wird ganz blümerant mir zu Mute,
schwenkt Doktor das dicke S t r a h l r o h r zur Rute!
Zum Glück kleiner als jenes der F e u e r w e h r -
so schwant mir doch grauslig: J e t z t fetzt es gleich mehr!
Zwar - wird Gleitfett in meinen Auslauf gedrückt,
trotzdem - solch Gerätschaft wohl selten entzückt.

Oha! - Das Strahlrohr in die Rute rammt, in Tiefen drängt, die unbekannt.
Zum Glück spür ich wenig, schau am Bildschirme dann
mir mein Abwassersystem von innen an.
Denn kräftig mit Kamera und Licht im Rohr stößt Doktor weiter zur Blase vor.
Schaut drinnen sich bedächtig um: Liegt etwa - wo - was Falsches rum?
Zeigt mir zwei Löcher, klein und fein, da speisen meine Nieren ein.

Sobald alles klar, Luft und Blase sind rein,
sticht gewaltig vom Bauch her ein Trokar hinein!
Auah! - Warum denn da unten ein weiteres Loch?
Ich habe doch zwei. Die reichen mir doch!
Ach so: Es braucht am Bauch ‘nen zweiten Hahn,
durch den die Spülung laufen kann.

Damit ist endlich alles bereitet, das Strahlrohr zurück zur Prostata gleitet.
Nun Doktor - ich bete für ruhige Hand - hoble heraus den unnützen Schmand!
Es glüht der Draht, es schmort und brutzelt,
was raus muß – in kleine Stückchen gefutzelt.
Gekonnt läßt Doktor Obacht walten, daß mir die Kapsel bleibt erhalten.
Mit Wasserstrahl hinaus gespült ist freier Abfluß bald erzielt.

Nun schiebt er den Roller vor, zurück, heiß schmurgelt’s die Wunden zu.
Grad d a beweist sich sein Geschick: Stillt sicher das Bluten zur Ruh.
Denn versiegen bald die Blutgerinnsel, wird auch katheterfrei mein Pinsel!
Zum Schluß drückt er kräftig alles Naß aus der Blase:
Auwah! Macht mich der Schmerz noch blaß um die Nase.
Das Strahlrohr entfernt er, den Hahn vom Bauch später,
und schiebt in die Löcher je einen Katheter.
Durch den oberen tropft nun das Spülwasser ‘rein,
Durch den unt‘ren entweicht es, wie sollt’s anders sein?

Nun lieg ich verstrickt mit Schläuchen wie Bolle
unter Schwesters genauer Ein- und Auslaufkontrolle.
Über Nacht bleibt alles sorgsam drin; gefesselt an das Bett ich bin.
Nach Visite die Spülung wird abgeschaltet. Darf aus dem Bette heraus,
mit Schlauch und Beutel eng gefaltet lauf ich durchs Krankenhaus.
Endlich zieht Schwester den Spülkatheter, ganz sachte, mit zarter Hand.
Verkneife mir dabei jedes Gezeter, bin schüchtern, von ihr gebannt.
Mit krächzender Stimme ein Dankeswort. Der alte Weg ist frei.
Doch läuft’s bei mir am stillen Ort, dann brennt‘s und Auah-hauweih!

Die Mengen muß ich fleißig messen: am Bauchkatheter, was blieb drin.
Darf keinen Rutengang vergessen – so geht ein weit’rer Tag dahin.
Am nächsten endlich die Werte sind gut, wird Bauch-Katheter gezogen.
Der Pfleger preßt, stoppt Naß und Blut. Mir ist das Glück gewogen!
Bin wieder nun ein freier Mann, der nach Hause ziehen kann.
Wart‘ nur noch auf den Urlaubsschein, hier muß es wohl der Arztbrief sein.

Beim Packen ist es dann passiert: Der Blasendruck ist explodi-ah-t!
Kam’s wild aus dem Loch im Bauch geschossen,
hat sich über Bett und Beine ergossen.
Oje - mein lieber Pflegermann, hier muß ein neues Pflaster dran!
Drum lauf ich nunmehr taktisch - zur Toilette prophylaktisch.
Damit kein Druck wird aufgebaut, der’s Naß mir in die Hose haut.

Und ist die Rute auch lädiert, wird trotzdem froh nach Haus marschiert.
Ich sag Euch allen großen Dank! Ihr wart mir alle Tage lang
verständnisvoll und einfühlsam, umzugeh‘n mit meiner Scham.
Als Profis es mir leicht zu machen, so ich darüber heut kann lachen!
Ob groß, ob klein, ob arm, ob reich: Bei Euch, da sind wir alle gleich.

Drum – Ihr Helfer, Schwestern, Urologen,
die Ihr den Spund mir frei gezogen.
Der mir den Abfluß hat erschwert und den Ihr Mores habt gelehrt.
Gesund zieh ich aus Euerm Haus und sprech von Herzen Dank Euch aus!
Denn - Eure Arbeit war gekonnt! Freigehobelt zieh ich heim.
Und - falls der Schmand mal wiederkommt, kehr gern ich bei Euch ein.

Ergo: Läg‘ heut‘ vor eurer Türe frischer Schnee,
so schrieb ich - Euer Werk zu preisen und nötigen Respekt zu weisen -
mit neuem Strahl hinein: „Danke“ und „Ade“!


© hannes


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