Ein Bachfloh flennt im Wasserklo
krebsbleich kaut er auf seinen Lippen
und scheuert sich die Außenrippen
am Porzellan und auch am Po.

Ihr fragt zurecht: „Was macht er da?“
Die Lage ist ja nicht ganz klar.
Das Kerlchen ist im falschen Ele
ment – jetzt geht’s ihm an die Kehle.

Vom tiefen blauen schönen Rhein
- ganz oben ist er wirklich rein -
da saugte ihn aus diesem Ort
die Trinkwasserversorgung fort.

Nun hockt er da in seiner Lache
und grübelt nach in dieser Sache,
es plätschert trüb, nur das ist klar:
es riecht sogar.

Es muffelt nicht, es stinkt wie Sau!
Die Jugend war ihm nie viel wert,
doch heute weiß er‘s sehr genau:
im Fluss war er noch unbeschwert.

Der Floh kratzt sich mit einer Tarse
am chitinösen Hinterköpfchen,
das Leben ist doch eine Farce
sitzt man nicht auf sondern im Töpfchen.

So flennt der Floh und schwimmt herum,
im Kreise ist das wirklich dumm,
gefangen ist er im Klosett,
er träumt vom weichen Algenbett.

Ein gelber Regen prasselt nieder,
der Floh erstarrt in allen Gliedern.
Er zuckt zurück vor dieser Taufe -
wird fast begraben von dem Haufe.

Und im Moment der größten Pein
drückt jemand ihm die Spülung rein:
Er stürzt, er taucht, er fällt, wird klein.
Und schafft den Weg zurück zum Rhein.


© Uwe Krüger


0 Lesern gefällt dieser Text.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Verirrt"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Verirrt"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.