Und Watson, Grinsen im Gesicht,
als er wie folgt zu Sherlock spricht:
„Sie nennen mich jetzt einen Tor,
doch meine Hochzeit steht bevor.
Sie eingefleischter Junggeselle,
nun sagen Sie mir auf der Stelle,
würden Sie - das wäre fein -
da mein Trauzeuge wohl sein?“

„Oh, Gott!“ sagt Sherlock mit Gekicher,
„doch sind Sie sich da wirklich sicher?
Man bindet sich ja bis zum Tode,
Emanzen sind jetzt schwer in Mode,
zuletzt - Sie liegen an der Kette –
ist Ihre Braut `ne Suffragette,
so eine Frauenrechtlerin,
dann ist Ihr freies Leben hin.“

„Die protestieren notgedrungen,
verständlich sind die Forderungen.
Sie wollen Wahlrecht – ich seh’s ein –
und endlich gleichberechtigt sein.
Auch Bildung brauchen diese Guten,
denn mögen Sie so dumme Puten?“

„Watson, Sie sind ein Frauenversteher,
betrachten wir die Sache näher:
Es nervt die Bürger doch total,
die Weiber sind zu radikal.
Suffragetten, wie widerlich,
rauchen Pfeife, so wie ich.
In meinem Club – ich würd’ es hassen -
wären Frauen zugelassen.
Sie hüten Kinder, Herd und Besen,
so ist es immer schon gewesen.

Doch nun Proteste mit Plakaten,
der Verkehr muss leider warten.
Auch ketteten sich diese Frau’n,
neulich an den Kirchenzaun.
Andere haben – Geschäftsleute klagen –
mit Steinen Fenster eingeschlagen,
und schließlich – das ist allerhand –
setzten sie Kaufhäuser in Brand.
Im Zuchthaus dann, als Fingerzeig,
treten sie in den Hungerstreik,
dass man sie zwangsernähren muss,
wann ist mit diesem Wahnsinn Schluss?“

„Wenn Frauen gleiche Rechte bekommen,
denn, lieber Holmes, im Grund‘ genommen,
werden wir Briten – was uns doch ziert –
von einer Königin regiert,
von einer Frau, das ist ganz klar,
der großen Queen Victoria.“

„Bei der ich mir nicht sicher bin,
frauenähnlich, immerhin.
Watson, ich sage, wie es ist,
ich bin weiß Gott kein Chauvinist.
Mag Frauenbewegungen – das stimmt –
besonders, wenn sie rhythmisch sind.“


Als Suffragetten (von englisch/französisch suffrage ‚Wahlrecht‘) bezeichnete man Anfang des 20. Jahrhunderts mehr oder weniger organisierte Frauenrechtlerinnen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten, die vor allem mit passivem Widerstand, Störungen offizieller Veranstaltungen bis hin zu Hungerstreiks für ein allgemeines Frauenwahlrecht eintraten.


© Peddagog/01.07.2015


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Kommentare zu "Krimigedicht Nr. 84: Sherlock Holmes und die Suffragetten"

Re: Krimigedicht Nr. 84: Sherlock Holmes und die Suffragetten

Autor:   Datum: 04.07.2015 14:41 Uhr

Kommentar: Ich liebe es!

Re: Krimigedicht Nr. 84: Sherlock Holmes und die Suffragetten

Autor: Pedda   Datum: 05.07.2015 18:00 Uhr

Kommentar: Hallo J.W.,
vielen, vielen Dank! Achtung, es kommen noch mehr Krimigedichte und bald auch ein Buch! Gruß Peter

Re: Krimigedicht Nr. 84: Sherlock Holmes und die Suffragetten

Autor:   Datum: 05.07.2015 19:28 Uhr

Kommentar: Buch ist immer gut, vor allem gedruckt

Viel Erfolg wünsche ich Dir und die verdiente Anerkennung!

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