Fetter Kater Ferdinand


Ferdinand, ein fetter Kater,
machte riesiges Theater,
wenn man ihm nicht dreimal täglich
Futter gab – dann rief er kläglich
maunzend nach dem Fräulein Dörte,
dem er lange schon gehörte.

Dörte, Jungfer und betagt,
hatte dies schon oft beklagt:
„Ferdinand, du Ungeheuer,
bist mir langsam viel zu teuer!
Für dich prass' ich - nie kommt Dank!
Selber bleib ich gertenschlank!

Kann mir kaum was Gutes kaufen.
Brot nur essen, Wasser saufen
- so sieht's aus, seit ich dich habe!
Du bringst mich schon bald ins Grabe!
Doch noch ist es nicht zu spät,
ich setz' dich jetzt auf Diät!“

Welch Entsetzen! Ihm wurd' bang,
schnell er noch den Rest verschlang
von dem Futter, das am Morgen
er erhielt – noch ohne Sorgen!
Guter Rat war teuer nun,
doch schon wusst' er, was zu tun:

Träge schlurft' das feiste Vieh
schnurrend zu ihr hin – und sie
ließ sich von ihm gern beschmusen,
drückte ihn an ihren Busen,
der, das ist wohl jedem klar,
eigentlich nicht vorhanden war …

“Ferdi“ kannte einen Trick:
Kulleraugenkuschelblick!
Nur gezielt wurd' der verwendet,
niemals ohne Grund verschwendet.
Fräulein Dörtes Ärger schwand,
kaum dass er ihn angewandt!

„Ach du reizend, lieblich Tier,
wohlig warm ums Herz wird mir.
Deine hübschen Kulleraugen
sind so rührend – und sie taugen
allemal mir Trost zu spenden.
Doch dein Schicksal muss ich wenden:

Ab morgen gibt’s für dich nur eine
Dose Futter – keine kleine …
aber die muss dir genügen.
Lass' dein Maunzen! Musst dich fügen!
Du wirst schlank und bleibst gesund
- ich schieb Steak mir in den Mund!

Und auch Pizza, Eis und Kuchen
werd' ich endlich mal versuchen!“
Kater Ferdinand sah ein:
„Jetzt wird’s ernst – ich armes Schwein!
Was erspart den Hungertod?
Neues Frauchen! Das tut Not!

In der Nacht schlich Ferdinand
unbehelligt, unerkannt,
durch die Katzenklappe fort -
Ziel: Ein unbekannter Ort.
Fräulein Dörte suchte lange.
Anfangs war ihr sogar bange …

aber schon nach ein paar Wochen
war ihr Frohsinn ungebrochen!
Täglich aß sie, was sie wollte,
solches auch, was sie nicht sollte …
Sie nahm zu und wurde mollig,
selber fand sie das nur drollig.

Doktors Worte waren harte:
„Fräulein Dörte, Ihre Schwarte
ist zu dick! Kaum schlimmer geht es!
Ja, Sie haben Diabetes!
Und Bluthochdruck! Es ist spät!
Machen Sie sofort Diät!“

Als sie aus der Praxis schlich
dachte sie: „Oh, was bin ich
doch nur kurzsichtig gewesen!
Dachte nur an meine Spesen!
Ferdinand, geliebtes Tier,
ich war dumm! Verzeihe mir!“

Nun, ihr Kater unterdessen
hatte stets genug zu fressen.
Ferdinand war kugelrund,
quietschvergnügt und kerngesund!
Eines nur, das fand er grässlich:
"Kurti“ hieß er jetzt – wie hässlich! ...


© Corinna Herntier


9 Lesern gefällt dieser Text.











Beschreibung des Autors zu "Die Geschichte vom fetten Kater Ferdinand"

Diese Art von Gedichten mag ich besonders - geht schnell, ist einfach und klingt trotzdem ... nett? :)

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Kommentare zu "Die Geschichte vom fetten Kater Ferdinand"

Re: Die Geschichte vom fetten Kater Ferdinand

Autor: noé   Datum: 28.04.2014 13:18 Uhr

Kommentar: Und wie! Ich habe mich köstlich amüsiert, vor allem, weil alles so schlüssig rutschte. Prima!
noé

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