Bei einem schweren Hagelschauer
kommt Frau Schulze zum Friseur:
„Gönnse mir heud noch eene Dauer-
welle machn, bidde sehr?“

„Nu, freilisch!“ spricht der Herr Barbier.
„Wennse Plads nähm‘ würdn – hier.“

Frau Schulze setzt sich vor den Spiegel,
der Meister kommt mit Kamm und Scher.
Auf das er ihr die Mähne striegel
und Locken rolle hinterher.

„Na gugge ma, isch glob, isch schbinne:
Da sinn noch Hachelgörscnn drinne!“

Frau Schulze meint, das wär kein Wunder,
sie wollt sich grad die Schuh anziehn,
da kam der Hagel heftig runter.
Egal, sie musste zum Termin.

„Jetzt mach isch ma die Welle droff.
Un hoffndlisch hörds zu hacheln off!“

Die Schulze knurrt, das sei egal.
„Von mir aus nehmse Soßenbinder.
Scheen muss isch sein, verdammd noch mal.
Schon morschn gomm meene Ginder!“

Und der Coiffeur beruhigt gekonnt:
„Isch säh schonn Lichd am Horizond!“


© Sabine Thaler


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Beschreibung des Autors zu "Friseurbesuch in Sachsen"

Hab ich eigentlich für die Rubrik "Experimentelles Schreiben" verfasst.
Jetzt noch ä bissl dran rumgefummelt.
Nu isses, globsch, fertsch.

Die Sachsen mögen mir verzeihen. Ich bin Thüringerin mit losen Wurzeln in Dresden. Mein Sägssch ist eher von schlechten Eltern ;). Aber ich mag's so gerne. Dieser wunderschöne Dresdner Singsang mit all seinen zauberhaften Verniedlichungen - eine Wucht! Dieser (mir so liebe) Dialekt, passte (meiner Auffassung nach) ganz hervorragend, um die Wörter Hagelschauer, Soßenbinder, Spinne und Friseur zu einer hübschen Kleingeschichte zu verwursten. Ich hoffe, Ihr habt genau soviel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben hatte.

Liebe Grüße aus München
Sabine

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Kommentare zu "Friseurbesuch in Sachsen"

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: axel c. englert   Datum: 11.03.2014 10:39 Uhr

Kommentar: Ei verbibbsch!
Das sächsische Idiom passt wirklich ideal, im Frankfurt(Main) - Diminutiv – Slang hätte es auch noch geklappt.
Auf Berlinerisch wär's grob geworden und uff Unner – Fränggisch
ein wahres Gemetzel im Friseurladen!

LG Axel

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: vongestern   Datum: 11.03.2014 11:02 Uhr

Kommentar: @Axel
Dankeschön. Und vielleicht machen wir's einfach? Versuchen uns linkisch im Dialektreimen...? Magst Du?

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: noé   Datum: 11.03.2014 11:10 Uhr

Kommentar: Siehste! Klappt doch wunderbar! Deutlich besser als als "Untergedicht" zu einem anderen!
Also, herzlichst willkommen als Bereicherung, (gar nicht) Vongestern!
noé

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: vongestern   Datum: 11.03.2014 11:56 Uhr

Kommentar: Ick hab jetz ma vasucht, did uff balinarisch hinzujriejen:
(Aba bitte, bitte: Nicht kloppen!!! Ich hab nur zwei Jahre in Balin verbracht.

Friseurbesuch in Balin

Bei einem schweren Hagelschauer
kam Frau Schulze zum Friseur:
„Könnse mir heut noch eene Dauer-
welle machn, bitte sehr?“

„Jeht kla“ sprach da der Herr Barbier.
„Hocknse sich her. Ick bin jleich hier.“

Frau Schulze setzt sich vor den Spiegel,
der Meister kommt mit Kamm und Scher.
Auf das er ihr die Mähne striegel
und Locken rolle hinterher.

„Hey, kieke an. Ick jlob, ick spinn:
Da sin noch Hagelkörna drin!“

Frau Schulze meint, das wär kein Wunder,
sie wollt sich grad die Schuh anziehn,
da kam der Hagel heftig runter.
Egal, sie musste zum Termin.

„Jetzt mach ick ma de Welle druff.
Ick hoff, de Husche hört bald uff!“

Die Schulze knurrt, das sei egal.
„Von mir aus nehmse Soßenbinda.
Schau muss ick sein, vadammtnomal.
Schon moin kommn meene Kinda!“

Und der Coiffeur beruhigt gekonnt:
„Ick seh schon Licht am Horizont!“

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: noé   Datum: 11.03.2014 12:07 Uhr

Kommentar: Kann ick nüschte zu saren, ick war noch nie in Balien nich.
noé

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: vongestern   Datum: 11.03.2014 15:39 Uhr

Kommentar: @noé: Ach, ja, danke für den warmen Empfang!

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: I. Kunath   Datum: 11.03.2014 18:37 Uhr

Kommentar: Wunderscheeen!
Habsch nüschd dran auszusetzn. :-)

Liebe Grüße,
Ilka

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: axel c. englert   Datum: 12.03.2014 10:14 Uhr

Kommentar: Hallo Sabine,
noch mal zu Wortvorgaben – Dialektgedichten,
hier: Hessen trifft Schwaben....


Haarspaltereien

Es kam ne Schwäbin zum Friseur
(Der Schwabe geizt auch damit sehr!)
Und – damit ich’s nicht vergesse:
Der Friseur, der war ein Hesse...

„Ei, Fraa, was kann isch fir Sie mache?“
Meint der Friseur, kommt gleich zur Sache.
„Ha – gell – schau – er moin Meggl aa –
Am BESCHDE nemmd’r mi glei draa!“

Der Coiffeur macht Voll – Programm:
Waschen, Legen, Färben, Kamm...
Jäh strahlt ihr Kopf in frischem Look –
DIE Punk – Frisur gelang ruck – zuck...

„Ha – spinne – t - ihr! Oh HEILIX BLECHLE!
Was machet ihr donn met moim Dächle?!“
„Ei, gude Fraa, des war doch bloß –
Der Sosse – Binder fir Grie Soss!“


LG Axel

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: vongestern   Datum: 12.03.2014 10:57 Uhr

Kommentar: Wow, Axel! I bin begoischdert!
(Da werd ich mal meinen Mann konsultieren, ob der auch was beitragen kann - als Österreicher...)

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: soistshalt   Datum: 13.03.2014 21:06 Uhr

Kommentar: Als Badnerin mit sächsischem Ehemann kann ich nur kommentieren: KÖSTLICH in allen Varianten... dafür ein TUSCH

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: vongestern   Datum: 16.03.2014 12:36 Uhr

Kommentar: Ha! Mein lustiger, russisch sprechender, schwäbischer Passösterreicher hat uns zu folgendem verholfen:

Friseurbesuch im Ösiland

Bei einem schweren Hagelschauer
kommt Frau Drwalla zum Friseur:
"Kenn's ma bittschee heit a Dauer-
wöön mocha, gnäd'ger Herr?

"Habedieehre, setzns Eahna,
do moch i Eahn Plutzer scheana."

Frau Drwalla setzt sich vor den Spiegel,
der Meister kommt mit Kamm und Scher.
Auf das er ihren Schopf nun striegel
und Schneckerl rolle hinterher.

"Bist du deppat! I glaab, i spinn!
Do san ja Hoglkerndl drin!

Frau Drwalla meint, das wär kein Wunder,
sie wollt sich grad die Schuh anziehn,
da kam der Hagel heftig runter.
Egal, sie musste zum Termin.

"Jetz moch i Eahn de Wöön gschwind.
Ob dee woi bleim bei so aam Wind?"

Frau Drwalla knurrt, das sei egal.
"Zwecks meina nehm's hoid Soßenbinda.
Schee muass i sei, zefix nomoi!
Scho moang kemman Haam de Kinder."

Der Pudelscherer schnurrt: "S' wead eeh.
San's stüü un tringans Eahn Kaffeee!"

Re: Friseurbesuch in Sachsen

Autor: noé   Datum: 16.03.2014 12:53 Uhr

Kommentar: Ist! Das! Lieblich!
Ich könnte mich ÖMMELN!
Die Ösis mit ihrem Schmäh - ZU goldig!!!
noé

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