Ganz zu Beginn
teil ich euch mit,
wer hier die Bühne
gleich betritt :

G: J.W.v.Goethe
S: J.Ch.F. v. Schiller
A: Amor
C: Charlotte

*

Ob es ihn gibt ?
Warum denn nicht?
Den Bogen geschultert -
beflügelter Wicht.
Verbindet, so sagt man,
die Herzen.
Zuweilen sein Pfeil
irrt durch Zeit und Raum,
nimmt uns mit ins Einst,
auf hohen Baum,
zu hören und sehen daselbst:

Das Eine ums Andre so traf er sie,
man lachte, man schezte, man schnitt
die feinen, die leichten Momente zurecht
zu lauschigem Sonntagsschritt.

Doch heuer ist`s anders,
der Tau entschwunden.
Wie sehr er auch feilt,
es will nicht runden.

G: Ihr schweigt unser Wandern
zum Marsch der Befremdnis.
Was gramt euch, mein Engel,
gebt`s mir zur Kenntnis.

Durch Wiesen und Wälder seit Stunden führt
der Dichter die blonde Maid.
Ganz in sich und still, wie`s scheint ungerührt,
hält sie sich zur Antwort Zeit.

C: Nun, seid ihr sicher ob des Hörens
der Sorge die mir innewohnt ?

G: So lasst verlauten schönes Kind
was Wichtiges im Geist euch thront.

C: Die jungen Körper, Mann wie Frau,
ein Maientag, vergänglich,
bedienen triebig Körpermitten-
der Welk lehrt uns hinlänglich,
sind geistig Ströme Spreiz und Schere
im Herbst ,so klar, so ehrlich,
passt`s ineinander heut aus Lust -
dann zueinander schwerlich.

G: Hört, hört, da plagt die grad`Erblühte
ein faltig Morgen, der so fern,
was kümmert euch der Zukunft Laub -
das Heute kost uns jetzt und gern.

C: Mein lieber Goethe, lauscht den Bäumen -
selbst droben Kunde, hört ihr es ?
Die grauen Jahre sind so sicher
wie der Tod, die schwarz Noblesse -
kein Soll mehr und kein Haben.
Woran legt ihr das Maß zum Schluß ?
Nur wertvoll was wir gaben !

G: So gebt, so gebt, es wird euch munden -
im Jetzt , im Morgen, immerdar.
Wir tauchen - gern auch hirnumarmt
durch Fluten tief und doch so wahr !
Mein starker Arm, mein Herz, mein Geld,
sich einem Ziel verpflichten :
Jedwede Wolke, die euch schattet,
zu orten und zu lichten.

C: Unglaublich wie dünn und verschlissen
der Samt eure Wünsche kleidet!
Man glaubt kaum den Glanz früher Worte,
um derer man euch beneidet.
Zu recht, möchte ich meinen
ein Werther, ein Faust,
ein Lehrling der Zauberkunst
die Herzen erstürmten, ganz unbesehen,
nur jetzt wollt ihr meine Gunst !
Schreibt`s nieder und martert den Geist euch wund !
Gebt mir das Gefühl und somit Grund
einmalig für euch zu sein !

. . . ein Rascheln im Baum,
da ist er, ganz nackt,
noch etwas verschlafen
und leicht versackt,
reibt Amor die müden Lider . . .
Aha, diese beiden
sollt`s nun erwischen.
So nimmt er kurz Maß,
fast wach inzwischen,
ein Pfeiffen zerteilt die Luft . . .

Kaumst merklich der Knacks
in linker Brust.
Er hat`s nicht gewollt
doch längst gewußt:
Geschieht`s ganz im Stillen,
so laut wie noch nie,
ergießen sich Welten
der Phantasie
zu liebender Wirklichkeit ?

G: Und müsst`ich die Worte ermeißeln
aus Felsen von Mondgestein,
mir sprössen die Flügel und wüchs Lor`um Lore,
zu sieben bei Kerzenschein -
Gebirge für eure Liebe !

C: So sei es, mein Dichter - doch seid gewarnt :
nur pluschiger Tüll wird von mir enttarnt !
Manch lahmend Poem stach in wilde See -
beschiffte sie morsch in den Planken,
und niemand vernahm reimend Ach und Weh
als sie ins Vergessen sanken.
Sechsmal möchte ich lauschen, an meinen Kissen,
dann dürstet und hungert`s mich eurer Bissen.

. . .und jeder für sich ziehn sie in den Abend
an knospend Gefühl: reich und davon labend . . .

G: Fünf Tage! Oh Himmel, oh meine Hölle !
Die Frist wird die größte Hürde.
Was denkt sich die Schöne ? Ich bin -
ja was bin ich ? Mir selbst auferlegte Bürde !

Wo sind sie, die Bilder - die mich ereilt ?
Charlotte, nur Brache lässt du in mir !
Die Worte ,an Krücken, sich nimmer finden.
Apollo, wo weilst du, wo mein Gespür ?

. . .so jammert, so klagt er - die Feder schweigt,
sitzt Stunde um Stunde zu Tische.
Es krümelt die Tinte vom Federkiel,
vertrocknen an Land nun die Fische ?
Der Schwarm wird zur Schwärmerei ?

Da rauft sich der Feiste die blonden Locken:

A: Wie banal meine göttliche Gabe !
Da wägt man, da zielt man und trifft genau
und erntet wohl Versgehabe !
Ja hätt`ich es ahnen können ?!
DEN Wortschwaller traf`s,
den wichtigen, einen -
der meint alle Lyrik
entsprünge nur seinem
verschnörkelten Pfaungehege !
Wird SIE ihm die Federn rupfen ?!
Mein Jupiter, ach -
ich tat fehl !
Was reg`ich mich auf ?
Sie streute die Saat !
Vom großen, vom besten mit Worten umsalbt
Zergehen in triefender Eitelkeit . . .
Dann Glück euch, ihr seid getroffen !

. . .als nur noch ein Tag ihm zum schreiben bleibt,
erbarmt sich der Zufall seiner -
grad sitzt er, verbogen den Kopf, das Kreuz,
da klopft an die Türe - einer.

G: Wer ist`s, kommt herein -
was immer ihr wollt,
befreit mich vom Wirrwort,
das mich zertollt.

. . .wohlwissend der Zäune,
die uns gesetzt,
wenn man mit der Peitsche
die Tinte hetzt -
hebt Schiller die rechte Braue . . .

S:Zeigt her eure Arbeit,
was wäret ihr nur,
wenn ich sie nicht schickte
in rechte Spur -
die Kutsche, die schlingernde.

G: Oh Schiller, das trifft sich
fürwahr perfekt.
So wie ihr da steht
habt IHR wohl entdeckt
wonach ich mich hilflos recke ?!

. . . der liest nun von Rosen
in lauem Wind . . .
Was will Goethe sagen,
es klingt entsinnt ?

S: Wem oder was ist dies hier gewidmet?
Ihr konstruiert eine fad`Geschichte.
Wie man sie auch dreht, es fehlt Esprit -
schmal im Inhalt, flach die Dichte.

Zeckenschlinge, Schneckenschlaufe!
Geronngerödelt Aberwitz !
So lasst sie`s werden, sollen, machen . . .
Das Tuwort birgt den leuchtend Schlitz.

Sprengt durch Bewegung Offenheit
in jede sprachlich tote Wand.
Ein Wirken und ein Wachsen mag
zu spornen den Verband.

Ein Staunen, Sickern, Fließen, Stürzen -
verdingt ein wuselnd Korrektiv
um faden Wortbrei nachzuwürzen.
Und sofort wach, was traurig schlief !

Umgeht längst ausgetret`ne Pfade.
Welch Stecken die Gezeiten stören ?
Lasst nackte Seele, Nacktes künden!
Und lasst sie nie Verfasstes hören !

. . .Noch leicht befangen sinnt G. nach
wo sein Spaten denn wohl steht -
nur ihr Gesicht, ihr Duft, ihr Gang
verschleiern ihm das Alfabet.

Er wiil mir helfen, zweifelsohne .

G: Das Weib tat Sand in meine Uhr,
wo doch schreiben mir Passion,
hab Dank euch Schiller, rechte Schelte !
Jagt Beliebigkeit davon.
Nun aus dem Pferch die jungen Fohlen,
die mir die Handlung frisch besohlen !

. . .Oje, denkt sich Schiller,
um Ihn ist`gescheh`n -
wenn Pferde beschlagen
das Weltgescheh`n.

S: Ihr seid verliebt, ganz zweifelsfrei,
sucht nicht nach Worten - pflegt die Liebe.
Schenkt ihr Leben, ein Zuhause,
daß sie lacht und gerne bliebe,
dann wird sie euch erzählen . . .

. . .und je befreit von jedem Zwang
ihm Puls aus Lichtern durch und durch,
Gemälde, die kein Pinsel weiß
bewässern des Poeten Furch`

G: So nah die Ferne, Gestirne in mir,
vergessenes off`nes Kind.
Nur wissende Unschuld die Stummnis tilgt
Die Seele !
Ich Thor, wie blind !
In immer währendem lernen
SIE Leben auf Leben durchreisen,
um IHRER den Durst zu lindern
muss Zeile um Zeile kreisen !


*

Was Amor treibt ?
Ich weiß es nicht.
Bei reichlich Wein
sitzt zu Gericht
vielleicht die Götterrunde.

Diana tröstet uns`ren Schützen
ob der Quote, seiner schlechten.
Die Liebe ist ein launisch Ding,
zur Linken wie zur Rechten
mit allerlei im Bunde.


© Ralf Risse Alle Rechte vorbehalten, besonders das Recht auf Vervielfältigungund Verbreitung, sowie Übersetzung.Kein Teil des Textes darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder verarbeitet werden.


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Beschreibung des Autors zu "Beflügelt ( Kreative Pause 5)"

So, nun ist erstmal Schluss mit G. und S.. . . .aber wer weiß ?

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Kommentare zu "Beflügelt ( Kreative Pause 5)"

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