Im Club, Sir Macintosh einst bat
den Sherlock Holmes um seinen Rat:
"Meine Frau, ein rechter Besen,
fragt ständig: Wo bist du gewesen?
Lässt mich allein kaum aus dem Haus,
ich halt' das nicht mehr lange aus.
Selbst das Golfspiel, meine Passion,
vermiest mir meine Alte schon.
Sie will's mir immer untersagen,
das schlägt mir schon auf meinen Magen."

Und Holmes riskiert 'ne große Lippe:
"Verlassen Sie doch die Xanthippe*.
Sie müssen sich mal etwas trau'n,
es gibt auch liebevolle Frau'n."

"Oh, nein! Um gar nichts in der Welt,
denn ihr gehört das ganze Geld.
Nach einer Scheidung - Gott erbarm' -
da wär' ich leider bettelarm.
Doch meine Sekretärin reizt mich sehr,
ich bin schon lang hinter ihr her.
Mit der würd' ich gern Liebe machen,
doch hab' ich Angst vor meinem Drachen,
ich kann sie nämlich nicht betrügen,
ich kann nur miserabel lügen.
Sie fänd' es sicherlich heraus,
und dann wär' meine Ehe aus."

Und Sherlock Holmes denkt nur Sekunden,
dann hat die Lösung er gefunden:
"Sie können Schäferstündchen wagen,
nur sollten sie Golfschuhe tragen.
Bevor sie geh'n ins traute Heim,
sau'n Sie die Schuhe kräftig ein
mit jeder Menge Gras und Sand,
denn so nur hat mein Plan Bestand.
Wenn Ihre Frau fragt wo Sie waren,
soll sie die Wahrheit ruhig erfahren.
Und nun hinfort mit Ihren Ängsten,
denn Ehrlichkeit währt stets am längsten."

Der Mann scheint nicht recht zu kapieren:
"Und das soll wirklich funktionieren?"
Doch Sherlock sagt: "Das klappt bestimmt,
ich weiß doch, wie die Frauen sind."

Gesagt, getan, der Mann kehrt heim,
die Frau brüllt gleich: "Wo warst du Schwein?
Seit Stunden lässt du mich hier warten."
Der Mann sagt ehrlich, wie geraten:
"Meine Sekretärin, hübsch und schlau,
ist eine liebenswerte Frau.
Wir zwei sind im Büro geblieben
und haben wilden Sex getrieben."

Die Frau, die lacht sich nun halb tot:
"Was bist du für ein Idiot!
Du Trottel, gib doch nicht so an,
du bist ein treuer Ehemann.
Du? 'ne Geliebte? Ich lach' mich krumm,
dafür fehlt dir doch der Mumm.
Bist wieder mal beim Golf gewesen,
ich kann's an deinen Schuh'n ablesen."

Der Mann nickt bloß und lächelt still
und denkt sich: "Gut, wenn sie so will..."


* Xanthippe war die Ehefrau des Philosophen Sokrates, die als Inbegriff des zänkischen Weibes in die Literatur eingegangen ist. Ihr Name steht sprichwörtlich für eine übellaunige, streitsüchtige Ehefrau.


© Pedda/gog 23.06.2013


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Beschreibung des Autors zu "Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten"

Wer hätte das gedacht: Unser Sherlock kennt auch die Psyche der Frauen.

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Kommentare zu "Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten"

Re: Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 23.06.2013 16:02 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda,
klasse dein neuer Text.Du wirst immer besser.
Kann leider nicht länger hier verweilen. Opa 2.0 muß zur Pinkelparty für Enkelin Flora.
Gruß
Wolfgang

Re: Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten

Autor: Pedda   Datum: 23.06.2013 17:23 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang,
Habe noch einen Vers hinzugefügt, oder sollte es lieber mit der Pointe enden? Wann kann ich denn mal einen deiner Kommentare zu einem meiner Krimigedichte genießen? Gruß Pedda

Re: Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten

Autor: Alex Anders   Datum: 23.06.2013 22:43 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda,
Holmes ist schon ein unmoralischer Mensch, verleitet andere zum Ehebruch! Je länger die Röcke und je strikter die Regeln, desto lieber wird dagegen verstoßen. Wie immer sehr gern gelesen.
Gruß, Alex

Re: Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten

Autor: Ulf-Ingo Otto   Datum: 23.06.2013 23:21 Uhr

Kommentar: Große Klasse Pedda!
Gruß Ulf

Re: Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 24.06.2013 0:22 Uhr

Kommentar: Hi Pedda,
die noch angehängte Doppelzeile sollte m.E. bleiben, gibt sie doch dem bisher unterdrückten Ehemann das letzte Wort, nachdem er mit Holmes`Hilfe gegen seinen Drachen obsiegt hat.
Dein Einstieg bei den Krimigedichten begann mit Nr. 13.
Eigentlich wollte ich erst die Serie von Alex bis 12 abarbeiten, aber weil du dich so vordrängelst..... .
Gruß
Wolfgang

Re: Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten

Autor: Pedda   Datum: 24.06.2013 11:51 Uhr

Kommentar: Lieber Ulf, Danke für dein Lob. Ich weiß, dass du auch ein Liebhaber der Krimigedichtreihe bist. Gruß Pedda

Re: Krimigedicht 56: Der Rat des Sherlock Holmes - Ehrlich währt am längsten

Autor: Pedda   Datum: 24.06.2013 11:56 Uhr

Kommentar: Sorry, Wolfgang, wollte mich gar nicht vordrängeln. Mir war nicht bewusst, dass du chronologisch vorgehst, weil du ja neulich auch schon Nr. 55 kommentiert hast. Fühl dich bitte nicht gedrängt. Immerhin arbeiten ja auch 2 gegen 1, was ja nicht ganz fair ist. Gruß Pedda

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