Unter einem Dach sitzen drei Spatzen, die leise miteinander quatschen,
sie tuscheln über ihre Nachbarin, diese neugierige Schwätzerin,
sie weiß das Neuste vom Tage, das ist keine Frage,
sie möchte immer alles genau wissen, ich sage euch, die ist ja so gerissen.
Neulich sagte sie: ,,Habt ihr vom Nachbarn schon mal das Nest angeschaut,
das ist ja krumm und schief gebaut.''
,,Die haben ja überhaupt keine Ahnung von Nester bauen,
die sollten sich das mal von anderen abschauen.
,,Auch Frau Elster von nebenan, gibt seit Wochen mächtig an,
plustert sich auf wie ein stolzer Pfau,
sie ist jetzt eine vornehme, elegante Frau,
schmückt sich mit silbernen Ketten und dergleichen,
sie gehört jetzt wohl zu den Reichen?''
,,Dort fliegt sie wieder, schaut mal hin, da seht ihr das gefärbte Gefieder."
,,Wie ein Specht sieht sie aus, so bunt, wahrscheinlich ist sie nicht ganz gesund."
,,Sie ist hochnäsig, der Reichtum steigt ihr wohl schon zum Kopf,"
entrüstete sich neulich der Wiedehopf.
,,Es klimpert sogar an ihren Füssen, hat es wohl nicht mehr nötig
alte Bekannte zu grüssen"?
,,In ihrem Nest stapeln sich Perlen und Diamanten,
sie bekommt jetzt viel Besuch von ihren neusten Bekannten."
Da sagte die erste Spätzin:,, Sie hat doch alles nur gestohlen,
den Hintern sollte man ihr versohlen!"
,,Nein, die Federn werden wir ihr einzeln ausrupfen,
dann bekommt sie zur Strafe einen starken Schnupfen," meinte die zweite Spätzin.
Die Jüngste sprach: ,,Den Schnabel müsste man ihr knebeln,
dann vergeht ihr schon das Stehlen, ihre Jungen sind auch nicht besser,
schleppen ins Nest Glitzerkram und goldene Messer."
Die ältere, erfahrene Spätzin sagte dazu: ,,So wie die Alten sungen,
so zwitschern auch die Jungen, gestohlenes Gut liegt schwer im Magen."
Die Jüngste erwiderte: ,,Darüber brauchen wir nicht klagen, wir sind ehrliche Leute,
nun ist aber genug für heute, es ist schon halb acht,
ich wünsche euch eine erholsame Nacht."

Früher hat man immer gesungen:,,Ja im Wald da sind die Räuber.
In der heutigen Zeit sind die Räuber und Spitzbuben überall!"


© Helena


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