Was bleibt von all den vielen Plänen

wenn sie doch meist im Kopf verharren?

Muss ich den Zufall noch erwähnen -

der hilft zu oft, sie zu verscharren.

Die Realität sitzt stets am läng'ren Hebel,

hält uns erbarmungslos fest in ihrem Griff:

Gedanken in Ketten, im Mund noch den Knebel,

bis ich - völlig verspult - so Vieles begriff.

Auch wir halten uns fest, haben's nie anders gelernt.

Aber hatten wir je Einfluss auf das, was gelehrt?

Real ist, was du aus deinen Eindrücken machst -

Zynismus, wenn du trotz der kalten Wahrheit noch lachst.


Irgendwann merkst du dann: ist doch alles Illusion,

deine Ziele sind kein Teil von dir, niemals gewesen.

Die Politik beherrscht es vorbildlich, beinah' in Perfektion;

deine ganze Umwelt ist nichts weiter als ein glänzender Schein -

wie verhält es sich denn dann noch mit dem eigenen Sein?

Und auf einmal weißt du nichts mehr, weder aus oder ein,

verlierst den Glauben an dich selbst - oder lieber den Verstand?

Lässt die Dunkelheit zu tief in deine Seele rein,

und die Zeit rennt unermüdlich weiter, immer weiter.

Wie viel zu feiner Sand rinnt sie dir aus der Hand,

der Himmel plötzlich grau und alles and're als heiter.


Was ist das, was uns am Ende noch übrig bleibt?

Tiefste Traurigkeit, ansonsten geht es an den Tresen -

Vergessen und Verdrängen liegt uns allen doch im Wesen!

Was ist das, was uns am Ende noch antreibt?

Eingeengt, einem wilden Tier im Käfig gleich,

warten alle - still vor Spannung - auf deinen Fall;

aus der Angst heraus, selbst angeprangert dazustehn,

die Taschen leer, nur an Erfahrung reich,

immer wieder hingefallen, aufgestanden - dann der Knall:

Du kannst die gottverlass'ne Welt nicht ändern,

die Dinge werden einfach weitergehen.

Die Kugel wird sich schlichtweg weiterdrehen,

und von dir bleibt nicht einmal ein leiser Hall.

Kannst den Streifen nicht neu rendern;

Nicht der Schnitt ist fehlerhaft - das Material.

Nicht die Kulisse ist hässlich - die Protagonisten.

Dabei bleibt uns doch am Ende keine Wahl

als mitzuspielen nach den aufgestellten Regeln,

die uns letztlich bloß vom Selbst-Sein trennen.

Wer übernimmt hier eigentlich den Part des Antagonisten?

Sie nehmen uns den Wind aus unseren Segeln,

nehmen uns auch noch die verbliebene Kraft zum Rennen -

es reicht schließlich aus, wenn du noch Stehen kannst...

Und während all die Sorgen dir dein Herz verbrennen,

die meistens künstlich in den Kopf gepflanzt,

schleppst du dich jeden Tag zur Uni oder Arbeit,

sagst manchmal laut, doch meist zu leis:

Gestern 15, heute 30, morgen schon Greis,

und bis zum Tod ist's dann auch nicht mehr weit.


Die Spielregeln zu kennen ist eine Sache,

doch reicht's oft nicht aus, um oben mitzuschwimmen.

Ich für meinen Teil kann mein Gesicht nicht wahren,

hörte ich auf die fast nach mir schreienden Stimmen -

würd auch ich es wagen, die Karriereleiter zu erklimmen.

Das versuchen sie doch alle, in Reihen und Scharen;

dass der Preis dafür zu hoch ist -

darüber sind sie sich anscheinend nicht im Klaren.

Denn hast du etwa Anstand - gar ein Gewissen -

ja, wenn du tief und ehrlich 'Mensch' bist,

hast du in diesem Spiel doch bereits verschissen.

Die Karten werden eh gegeben,

da hast du keinen Einfluss drauf.

Kannst immer höher, weiter streben -

gewisse Dinge nehmen ungeachtet ihren Lauf.

Bei schlechten Karten gibt's den einen Weg:

Scheiß auf die Moral - Wohl dem, der blufft;

Tauscht du Karriere gegen Authentizität?


Ja, so einfach ist es; hast du's auch endlich gerafft?

Und schließlich, bei einem deiner endlos vielen Stürze

bedienst du dich fast lachend ihrer Rationalität;

die Kosten-Nutzen-Analyse fällt negativ aus.

Keinen Ausweg findend, selbst mit Kreativität:

Du drehst dich im Kreise, findest nicht heraus

aus diesem Irrgarten, dem der Name 'Leben' gegeben.

Wonach sollen wir noch länger streben?

Wir sind alle nur Produkte unserer Umwelt,

und am Ende ist da niemand mehr, der dich fest hält -

halten könnte - geht's doch sowieso nur noch um Geld.

Das Leben ist kein Disney-Film, hier gibt es keinen Held,

niemand der dich rettet; das Schicksal sägt

unermüdlich weiter, ohne Schuld und Vergebung.

Ohne einen freien Willen, einzig und alleine geprägt

durch die Summe jeglicher Erfahrung,

die ein Mensch so in sich trägt.

Gibst den Leuten, was sie wollen: nur ein Bild

deiner Selbst, stets brav und niemals wild,

auffällig unauffällig und natürlich selbstgefällig

machst da mit - gibst Einverständnis,

Denken ist und bleibt ein Hindernis -

hast du das erst mal durchschaut

ist die rote Pille längst verdaut.

Vergessen ist wie Radfahren:

Das vergisst man nicht - nicht wirklich.

Denn mit jeder Erfahrung wird man reicher,

egal ob's scheiße war oder herrlich,

alles bleibt im temporären Speicher.

Ohne Hoffnung auf irgendeine nennenswerte Wende -

bleibt's doch nur ein Warten auf das langersehnte Ende.

Dem Tod im Leben bereits viel zu nah,

und plötzlich war er einfach da.


© Britta Niemann


0 Lesern gefällt dieser Text.


Beschreibung des Autors zu "Mind: Fucked."

Was soll ich sagen... Ein extrem langes Gedicht, das versucht, meine wirren Gedankengänge einigermaßen plausibel wiederzugeben. Und es reimt sich sogar ;).

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Mind: Fucked."

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Mind: Fucked."

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.