Seit einiger Zeit schon kämpfe ich
gegen ein Biest in mir an;
es wächst und frisst sich durch meinen Kopf,
versucht mich zu töten, wann immer es kann.
Den Schmerz in meinem Kopf -
ich halte ihn fast nicht mehr aus;
versuche zu entfliehen,
doch schaffe es kaum geradeaus.
Die Welt um mich herum
scheint sich wild umher zu drehen;
finde keinen Halt mehr,
kann gerade so noch stehen.
Meine Muskeln verkrampfen -
haben meinen Körper fest im Griff;
verliere vollkommen die Kontrolle -
bin nicht mehr Kapitän auf meinem eigenen Schiff.

Ich vergesse Namen, Daten, Gesichter -
meine eigene Vergangenheit
seh' ich nur noch als verblassende Lichter.
Ich versuche mit jemandem zu sprechen;
suche die Worte - doch ich finde sie nicht,
probiere Sätze zu bilden - auf biegen und brechen,
doch heraus kommt nur Chaos;
bin kaum mehr fähig verbal zu kommunizieren.
Muss das Greifen und Gehen
teilweise vollkommen neu lernen.
An manchen Tagen kann ich fast nichts mehr sehen
krieche durch die Welt wie ein Maulwurf.
Tagelang passiert es, da esse ich keinen Bissen;
trinke auch viel zu wenig -
kurz gesagt: mir geht's ziemlich beschissen.

Das alles macht mich langsam fertig -
ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Sehe alles nur noch negativ,
bin selten einmal heiter...
Schwanke zwischen Wut und Trauer,
würde so gerne einfach schreien und weinen,
doch ich verstecke mich hinter einer Mauer,
verberge so all meine Sorgen:
die großen wie auch die kleinen.
Statt mich jemandem anzuvertrauen
verletze ich mich lieber selbst
und spiele mit dem Gedanken einfach abzuhauen.
Mein Verstand schaltet sich ab,
denke daran alles zu beenden -
verschenke das Wenige das ich hab'
und führe den Gedanken weiter zu Ende.
Ich zerbreche mir den Kopf,
wie könnte ich mich nur endlich selbst erlösen
von dem stetig wachsendem Biest -
vom Glioblastom - dem Werkzeug des Bösen.

Wenn meine Freunde nicht wären,
wär' ich schon lang' nicht mehr hier;
dafür muss ich sie ehren -
sie verhindern, dass ich hier elendig krepier'...
Sie steh'n mir zur Seite,
mit stets helfender Hand;
zeigen mir neue Wege,
steh' ich mal wieder mit dem Rücken zur Wand.
Ich weiß ganz genau,
diesen Kampf kann ich nicht gewinnen -
kann nur die verbleibenden Tage noch genießen
und mich vergangener Zeiten besinnen.

Meinen Freunden möchte ich eines noch sagen:
hört auf euch kaputt zu schuften,
euch übermäßig zu plagen.
Genießt euer Leben -
ihr habt nur dieses eine!
Nehmt mich ruhig als schlechtes Vorbild
und seht, wie ich verpassten Chancen nachweine.
Macht einfach das Beste aus dem was ihr habt;
strebt nach Liebe, Freundschaft und Spaß am Leben -
nicht nach Geld, Ruhm und falscher Macht.
Seid maßvoll im Nehmen, aber großzügig im Geben;
und lebt einfach euer Leben!


© 2014 by Kayleigh Donaghue


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Beschreibung des Autors zu "Das Biest in mir"

Ein Gedicht über eine Krankheit, die einen nicht nur langsam aber sicher an den Rande des Wahnsinns treibt, sondern letztlich auch unheilbar ist und eher früher als später tödlich endet...

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Kommentare zu "Das Biest in mir"

Re: Das Biest in mir

Autor: noé   Datum: 06.04.2014 19:28 Uhr

Kommentar: Mit wieviel Mut du dieses, Dein Thema hier auch noch so klar beschreiben konntest, dem ist nur Bewunderung zu zollen.
Ich sende dir ein paar tröstende Gedanken, hoffentlich erreichen sie ihr Ziel, liebe Kayleigh!!!
noé

Re: Das Biest in mir

Autor: soistshalt   Datum: 18.04.2014 23:12 Uhr

Kommentar: Liebe Kayleigh... bin betroffen, was ich lese und doch werde ich nach diesem 2. Text von Dir alle Deine Texte lesen, um Dir gedanklich näherzukommen dadurch. Dachte eben, wer ist hier betroffen? Wie kann ich betroffen sein? Du bist es doch, die von Krankheit betroffen ist. Und doch... in der Betroffenheit liegt eingebettet auch das Wort Offenheit und wenn ich Deine offene "Anklage", öffentlich gemachten Wünsche usw. lese, fühle ich ein Bedauern und bin Dir gedanklich verbunden und auch dankbar, dass Du den Mut zur Offenheit hast, auch wenn sie mich betroffen macht und ich erahne, dass der Traute zur Offenheit Deine Verzweiflung am Leben vorausgegangen sein muss und ich nur von ganz weit her ein Fitzelchen davon erfassen kann, wie Du Dich fühlen mußt. Ich finde das verdammt stark, was und wie Du schreiben kannst, Chapeau! Und überhaupt: DANKE dafür. LG Gertrud

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