Heimweh.

Dort, wo tausend Sterne funkeln,
der helle Mond die Erde fand.
Dort, im kleinen Haus, dem dunklen,
ein Mädchen vor dem Fenster stand.

Es sah mit Augen, die so traurig,
hinein in die so dunkle Nacht.
Erinnerungen kamen traurig,
wie ein' geheimnisvolle Macht.

Es geschah vor langer Zeit,
als von der Mutter sie musst' gehen.
Das Heimweh tat sie stets begleiten,
sie hat sie niemals mehr gesehen.

In ihren Träumen wollt' sie immer,
zurück zu ihren Elternhaus.
Und im ersten Morgenschimmer,
ging sie in das Grau hinaus.

Die letzten Sterne, die noch leuchten,
wiesen ihr den langen Weg.
Durch den Morgentau, den feuchten,
abwärts auf den schmalen Steg.

Bis herab, zum steilen Ufer,
vor dem dunklen, tiefen See.
Und nur der Wind, der stille Rufer,
weht leis' herab von Bergeshöh'!

Nun die ersten matten Strahlen,
leuchten auf im dunklen Rot.
Über sanften Wellen malen,
sie den weg bis in den Tod!

Ihre Augen, nass von Tränen,
folgt das Mädchen diesen Strahl.
Das Herz voll Heimweh und voll Sehnen,
versank es dort im tiefen Tal.

Und wenn in warmen Sommerszeiten,
die Sonne scheint von Bergeshöh'.
Da erscheint aus fernen Weiten,
ein leuchtend' Kreuz dort auf dem See!


© August Zinser


© suedwind


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Kommentare zu "Heimweh"

Re: Heimweh

Autor: noé   Datum: 24.02.2014 14:22 Uhr

Kommentar: Dieses ägedicht geht ans Herz, lieber Gustl. Auch wenn ich - im "echten" Leben nicht nachvollziehen kann, was dieses Mädchen in die Tat umgesetzt hat, hat sie sich (und andere) einer guten, einer besseren Zukundt beraubt.
Aber es ist ja ein Gedicht.
noé

Re: Heimweh

Autor: noé   Datum: 24.02.2014 14:23 Uhr

Kommentar: Gedicht natürlich...

Re: Heimweh

Autor: noé   Datum: 24.02.2014 15:10 Uhr

Kommentar: Ich schreib's nochmal neu, denn eben bin ich gestört worden beim Schreiben.
Was ich sagen wollte war, wenn sie durchgehalten hätte, hätte sie vielleicht für sich, für ein Kind und für oder durch einen Mann eine neue Heimat schaffen können, in der alle eine friedvolle Zeit hätten leben können. So, wie sie reagiert hat, hat sie eine solche Zukunft nicht nur sich vorenthalten, sondern eben auch dem evtl. Mann und ganz sicher Kindern, die auf diese Weise nie die Möglichkeit hatten, Leben zu erfahren.
Ein Tod - egal welcher Art - hat nicht nur Auswirkungen auf den Verstorbenen, er wirkt in ganz viele Leben hinein. Ich hoffe, Du verstehst, was ich damit ausdrücken will.
Und: Ich weiß, dass Dein Text ein Gedicht ist und in einem Gedicht alles nicht nur möglich ist, sondern ohne dieses gedachte Geschehen es gar nicht erst entstanden wäre. Und als Gedicht gefällt mir Dein so wehmütig stimmender Text sehr gut. Aber dieser andere Aspekt war mir halt auch wichtig.
noé

Re: Heimweh

Autor: Angell   Datum: 24.02.2014 15:46 Uhr

Kommentar: Was für ein Gedicht......eine einzige verkehrte Entscheidung.....da kein Hoffnungsschimmer mehr in Sicht war.
Wie schrecklich das Ganze.

Schön geschrieben.
LG Angell

Re: Heimweh

Autor: moongirly13   Datum: 25.02.2014 22:38 Uhr

Kommentar: Einerseits - Schmerzhaft. Andererseits, eine sehr berührende, magische Tragik! Kompliment

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