Das Christkind schwebte durch den Tann.

Schneebedeckt die sanften Hügeln,
weite Wälder in weißer Pracht.
Flocken schweben mit leisen Flügeln,
still kommt die kalte Winternacht.

Durch das Schneegestöber schreitet,
ein Mädchen durch den Wald dahin.
Nur ein Gedanke es begleitet,
"zur lieben Mutter will ich hin!"

Doch diese ruht schon in der Erde,
das Mädchen, es ist so allein.
Auf das es zu Weihnacht glücklich werde,
sucht es ihr liebes Mütterlein!

Das Kleid durchnässt, es friern die Glieder,
die Hände klamm, der Körper kalt.
Und leise singt es Weihnachtslieder,
schreitet weiter durch den Wald.

Es kommt der Wind, mit viel Gebraus
über hohe Wipfel her.
Das Mädchen sagt: "Ich ruh' mich aus,
ich bin so müd, ich kann nicht mehr!"

Unter einem alten Baume,
will es halten eine Rast.
Es erlebt im letzten Traume
wie es die Ewigkeit erfasst.

Die Müde kam in großen Wogen,
als der tiefe Schlaf begann.
da kam das Christkind leis' geflogen,
schwebte durch den dunklen Tann!

Es hob das Mädchen sanft empore,
nahm es mit ins Himmelreich.
Englein sangen süß im Chore,
es wurde einem Engel gleich!

Es war so hell, es war so warm,
die Sterne glänzen um die Wette.
Das Mädchen lag in Mutters Arm,
es lag im Himmelsbette.

Drunten in dem dunklen Walde,
herrscht nun eine heilg'e Ruh.
Bald bedecken, ach, so balde,
leise Flocken alles zu!

by suedwind


© August Zinser


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Kommentare zu "Das Christkind schwebte durch den Tann"

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: noé   Datum: 16.12.2013 19:37 Uhr

Kommentar: Ein Happy End der etwas anderen Art.
Ich dachte erst an eine Ballade, habe extra nochmal hochgescrollt, aber es ist ein Gedicht. Und eigentlich auch kein trauriges, wenn man das im ersten Moment auch so sehen könnte.
Da hast Du nicht nur ein Bild gemalt, das ist schon ein kleiner Film für das Kopfkino! Ist der Text neu?
Liebe Adventgrüße von noé

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: Suedwind   Datum: 16.12.2013 21:05 Uhr

Kommentar: Liebe Noe!
Vielen vielen Dank für deinen netten Kommentar!
Ja, der Text ist neu, erst wenige Stunden alt...

Noe, Deine Worte lösen Glückshormone aus.... wenn jemand sagt, es entsteht ein Film im Kopf, dann weiß ich, dass ich jemanden erreicht habe.....
Und das von einer Autorin, wie du eine bist.......
Küss die Hand!

Wollte es eigentlich unter "Ballade" reinstellen, wäre wohl richtiger gewesen?

Liebe Grüße und besten Dank
Gustl!

Habe es ja nur dir zu verdanken,ich wollte schon aufhören....
Du weißt..
Meine Verehrung!

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: agnes29   Datum: 16.12.2013 22:58 Uhr

Kommentar: Wunderschön geschrieben lieber Gustl wo nimmst du bloß die schönen Worte her, da liegt so viel Gefühl drin.
LG Agnes

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: noé   Datum: 16.12.2013 23:09 Uhr

Kommentar: An Agnes29: Gell, der ist gut, der Gustl, nicht? Er scheint das selber aber gar nicht so recht zu glauben....
noé

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: agnes29   Datum: 16.12.2013 23:20 Uhr

Kommentar: Da hast du recht liebe Noe ich habe eine Schwäche für seine Gedichte weil sie meistens unter die Haut gehen.
Es grüßt dich Agnes

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: cori   Datum: 17.12.2013 0:18 Uhr

Kommentar: Wirklich wunderschön ge- und beschrieben, aber ich find's schon traurig.
Erinnert mich inhaltlich an die Geschichte "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" von Hans Christian Andersen (wenn ich mich recht erinnere), da das Mädchen fast dasselbe Schicksal teilt.

Viele Grüße
Cori

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: noé   Datum: 17.12.2013 0:29 Uhr

Kommentar: An Cori:
Schon, aber schließlich findet es hier ja "sein Glück", ist warm und geborgen "daheim" bei der Mutter - wenn auch nicht mehr in dieser Welt. Aber was macht dieser kleine Umstand noch aus, wenn man die Vollendung ihrer Situation betrachtet? Das ist doch so tröstlich, wenn man weiterdenkt.
Während der Dichter tief und fest schläft, zerbrechen sich auf seinem ureigenen "Grund und Boden" drei Grazien hier ihre Köpfe. Skurril.
Adventlich, noé

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: cori   Datum: 17.12.2013 0:38 Uhr

Kommentar: Wir sind schon echte "Nachteulen" geworden, was? ... :)

Liebe Noe, ich kann leider kein Glück darin erkennen, wenn ein Kind erfriert und dass mit dem Schönreden klappt nicht bei mir ... ist halt so.

Viele Grüße
Cori

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: noé   Datum: 17.12.2013 0:57 Uhr

Kommentar: Ich will Dir auch nichts aufreden, Cori, anders zu denken ist doch legitim. Haben wir eben unterschiedliche Denkansätze. Und?
Liebe Grüße von noé

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: Suedwind   Datum: 17.12.2013 14:35 Uhr

Kommentar: Küss' die Hand, meine charmanten Damen!

Euer Diener!
Gustl!

Re: Das Christkind schwebte durch den Tann

Autor: Sandy Mohn   Datum: 18.12.2013 8:24 Uhr

Kommentar: Mich hat dieses Gedicht berührt... auch wenn es traurig klingen mag, hat es doch auch etwas Tröstliches... irgendwie... Liebe Grüße Sandy

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