Die Augen - so dunkel
wo unsere doch grün und blau.
Das Haar - pechschwarz
wo wir doch beide blond.
Das Gemüt - so ängstlich, so verschlossen
wo wir doch offen und mutig
in die Zukunft blicken.
Die Seele - zerrissen und so verletzlich.
Der Charakter - so ganz anders
und dann doch wieder so ähnlich,
dass wir uns fragen:
Was dominiert - die Gene
oder doch die Sozialisation?

Ein Stück von uns
oder doch immer diese Mauer,
die uns trennt?

Der Name - so fremd,
so gar nicht europäisch.
Deine ersten Jahre -
ein großes Fragezeichen.
Dein Unwohlsein -
wenn du von "deinen Eltern" sprichst,
den echten oder den falschen?
Die da sind oder
die, die es nicht mehr gibt?
Die Unsicherheit -
wenn wir sagen "unser Sohn".

Deine latente Abwehr
bei jeder Umarmung.
Das Misstrauen,
das Immer-auf-der-Hut-sein,
das Sich-nicht-fallen-lassen-können.
Noch nicht?

Dagegen -
unsere Ohnmacht und Verzweiflung:
Du warst nicht unser Kind -
... nur mal angenommen...
Du warst nie unser Kind -
und dennoch:
Du bist unser Kind!
Doch wirst du
immer unser Kind bleiben?

Wir haben dich
ANGENOMMEN.
Du uns auch?


© Pedda/gog 12.02.2013


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Beschreibung des Autors zu "Angenommen"

Allen Adoptiv- und Pflegekindern, sowie -eltern gewidmet.

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Kommentare zu "Angenommen"

Re: Angenommen

Autor: simon   Datum: 14.02.2013 0:05 Uhr

Kommentar: Lieber Pedda, mutig mutig! ...und immer noch die alte Frage: Sozio- oder Biogenese? Du hast ein sehr spanndendes und "schweres " Thema gewählt, alle ACHTUNG! Ich persönlich lese etwas heraus, aus den verunsicherten Fragen des Fragestellers, nämlich die angsbesetzte Frage:
Liebe/r,[...] unser Kind! ....., obwohl wir deine "Andersartigkeit", dein "Anders-Sein", akzeptieren und respektieren,ja lieben, haben wir dennoch ANGST! Angst davor, dass Du unsere Liebe nicht erwiederst, vielleicht nicht erkennst, spürst; Angst davor, dass Blut doch dicker ist als Wasser! Mehr aber konnten wir nicht tun, jetzt liegt es an dir! Hilf uns, dass die Angst sich nicht weiter als Mißtrauen, als ein "Auf der Hut sein" in uns ausbreitet! Schütze und vor unserer self-fulfilling prophecy!

Wir haben dich angenommen??? ...schreibst du Pedda? vielleicht resultiert daraus die Unsicherheit, wurde dieses Kind auch aufgenommen. ...für mich wurde dieses Kind dann aufgenommen,wenn es bedingungslos aufgenommen und angenommen wurde. D. h. dass es dann selbst seinem Blut und seinen Gefühlen, seinen "Ahnen" nachgehen darf, es frei sein darf, ohne Angst, die "Pflegeeltern" verletzen zu können! Dieses Kind würde wohl antworten, so hoffe ich doch: "Ihr seid mein Blut und seid mein Wesen, unerheblich, was davor gewesen" ...mein Herz wuchs mit und ist mit euch gewachsen...aber, es ist ein offenes Herz, habt keine Angst, ich liebe euch!
Der letzte Satz klingt für mich wie eine Forderung, fast wie eine Drohung! So nach dem Motto: "siehste, hättest du uns angenommen, dann...es liegt an dir, wir haben ja alles gegeben...!
Ich hoffe, dass ich hier nicht zu weit gegangen bin! Aber, ich habe einfach "laut" gedacht! ...und dir das einfach mitgeteilt...das Gedicht kann selbstverständlich auch ganz anders erlebt und verstanden werden, aber das ist ja ohnehinn klar!
LG
Simon

Re: Angenommen

Autor: Pedda   Datum: 14.02.2013 8:25 Uhr

Kommentar: Hallo Simon, Wow, vielen, vielen Dank für deinen so ausführlichen Kommentar. Sehr interessant, was du so zwischen den Zeilen liest. Es hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich glaube, es ist sehr entscheidend in welchem Alter man Kinder "aufnimmt". Bei Babys oder Kleinkindern ist es sicher einfacher. Unser Sohn war schon 8 und da ist bei der Sozialisation und im Charakter schon das meiste gelaufen. Hinzu kommt, dass Flüchtlingskinder oft traumatisiert sind und somit "zerrissen, verletzlich, misstrauisch...". Das bezog sich nicht auf die Eltern. Die sagen sich im Kopf: ich nehme es wie ein eigenes Kind auf. Aber man kann sich nicht belügen, denn es ist nicht so. Da bleibt immer eine Mauer, mal kleiner, mal größer, wenn er im Streit z.B. sagt: "ihr seid nicht meine Eltern." Diese Kinder brauchen noch mehr Liebe und Zuwendung als die eigenen. Liebe Grüße Pedda.

Re: Angenommen

Autor: cori   Datum: 08.03.2013 14:59 Uhr

Kommentar: Hallo Pedda,
dein Gedicht lässt mich richtig eintauchen in diese Problematik - ich habe auch deinen Kommentar dazu gelesen und der macht es natürlich noch deutlicher. Deine Zeilen schildern die Angst und Unsicherheit auf beiden Seiten sehr beeindruckend - richtig gut geschrieben!
Viele Grüße
Cori

Re: Angenommen

Autor: Pedda   Datum: 08.03.2013 19:59 Uhr

Kommentar: Cori, Danke für dein Lob. Schön, dass ich die Angst rüberbringen konnte. Ja, es ist ein großes Problem, aber meine Frau und ich stellen uns, jeden Tag auf's Neue. LG Pedda

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