Am Anfang
Vertrauen, kindliche Unbekümmertheit,
die Hand auf meinen Schultern,
ein Klaps auf meinem Po.
Gemeinsame Stunden, Spielerei
und im Zimmer tickt die Kuckucksuhr.

Dann
Fotos, die ich nicht mochte,
die Hand, die jeden Laut erstickt.
Angsterfüllt und voller Schmerz.
Geschenke und erkauftes Schweigen
und im Zimmer schreit die Kuckucksuhr.

Später
Scham und abgrundtiefer Hass.
Geduldet, geschändet und beschmutzt,
der Kindheit betrogen.
Lautloser Schrei der Einsamkeit
stimmt ein in den Takt der Kuckucksuhr.

Nach Jahren
keimendes Vertrauen, zaghafter Lebensmut,
deine Liebe als Balsam auf verbrannter Haut.
Mein Herz in deinen Händen.
Endlich loslassen, tränenüberströmt.

Ich hasse Kuckucksuhren,
aber ich will wieder leben.


© Heidemarie Andrea Sattler


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Beschreibung des Autors zu "Die Kuckucksuhr"

Dieses Gedicht entstand im Zuge der Teilnahme zum Literaturwettbewerb "Menschenrechte" des custos verlages in Kooperation mit Amnesty International Gruppe Solingen und findet sich in der Anthologie "Dafür".

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Kommentare zu "Die Kuckucksuhr"

Re: Die Kuckucksuhr

Autor: Alex Anders   Datum: 25.11.2012 22:49 Uhr

Kommentar: Hallo Heidemarie Andrea Sattler! Deine eindringliche Darstellung kann ich gut nach vollziehen, bin zwar nicht selbst betroffen, habe aber diese Thematik bei einer Freundin mit erlebt. Selbst viele Jahrzehnte später leiden die Betroffenen darunter, manche überwinden es nie richtig! "ES" passiert häufiger, als man denkt!
MfG Alex

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