Als ich so ging für mich allein
hört ich im Baum zwei Raben schrei‘n
Der eine rief dem ander’n zu:
‚Wo speisen wir heut, ich und du?‘

‚Dort drüben in dem kleinen Wald,
da liegt ein Ritter schon ganz kalt
Und keiner weiß von diesem Fund
als nur sein Falk, sein Lieb und Hund

Den Hund, den sah ich heut auf Jagd,
den Falken, wie er Beute packt,
die Frau bei einem and‘ren Mann
Das wird ein Festmahl, süß und lang!

Die Schulter wird für dich ein Schmaus!
Die blauen Augen pick ich aus
Und mit dem gold’nen Lockenhaar
wird unser Nest ganz wunderbar‘

Man klagt um den, der da verschied,
doch keiner weiß mehr, wo er blieb
Der Winde leises Weh’n allein
streicht über’s bloße bleich Gebein

DIE ZWEI RABEN

© Peter Wetzel_pixelio.de


© Jürgen Wagner


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Beschreibung des Autors zu "DIE ZWEI RABEN"

Übertragung der altschottischen Ballade ‚The Twa Corbies‘
- s. https://youtu.be/HJQxeELN4gQ .
In früheren Zeiten waren es nicht zuletzt Raben, die nach einem Krieg das Schlachtfeld säuberten.
Eine andere Fassung gibt es von Theodor Fontane.

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Kommentare zu "DIE ZWEI RABEN"

Re: DIE ZWEI RABEN

Autor: Michael Dierl   Datum: 22.12.2021 20:36 Uhr

Kommentar: Ja, das muss ja damals ein grausiges Spektakel gewesen sein denn wie ich mal las lagen Leichen überall versteut auch als die Pest in Deutschland wütete. Weil sich auch kaum jemand um das liebe Vieh kümmern konnte was das die reinste Katastrophe. Ich hoffe mit dieser Seuche Corona wird es nicht ähnliches Ausmaß erreichen aber man weiß eben nie.

Gut geschrieben und es gruselt schon ein wenig, weil man sich's leider gut vorstellen kann!

lg Michael

Re: DIE ZWEI RABEN

Autor: Jens Lucka   Datum: 23.12.2021 13:20 Uhr

Kommentar: Das sind einige der Reinigungskräfte die noch Heute am Werk sind.
Ja, gruselig...

Gruß, Jens

Re: DIE ZWEI RABEN

Autor: Juergen Wagner   Datum: 23.12.2021 21:30 Uhr

Kommentar: Danke! Ja, es schauert einen schon etwas bei dieser 'rabenschwarzen' Ballade. Aber es ist auch viel Realismus drin. Weihnachtsgrüße! Jürgen

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