Seit deinem Tod hat diese Welt
nur einen einz'gen Raum,
in dem du lagst, kalt und entstellt.
Ich erkannte dich dort kaum.
Das weiße Hemd, das falsche Haar
und alle Schläuche war'n verschwunden.
Wo früher mal dein Lächeln war,
hat man dein Kinn dir hochgebunden.
Es geht mir nicht mehr aus dem Sinn.
Das Bild ist eingebrannt für immer.
Egal, wo ich seitdem auch bin,
bin ich bei dir, in diesem Zimmer.
Ich riech den Duft der Welt nicht mehr,
nur immer Alkohol und Jod.
Selbst Blumen erinnern mich zu sehr
an die in deiner Hand auf deiner Brust.
Da warst du tot.
Seitdem bin ich in diesem Raum gefangen,
betrachte immer wieder dein Gesicht.
Du bist doch schon längst gegangen
- warum gelingt mir Gleiches nicht?
Kommentar:Liebe Verdichter,
ein geliebter Mensch ist gegangen, wie in deinem Fall, wenn auch vor einiger Zeit. Traurige Erlebnisse verdrängen ist nicht möglich; vielleicht hilft Ablenkung.
Mein "Gefällt mir " wäre für den Inhalt zu makaber. Ich gebe es dir für die Form deines Gedichts.
Liebe Grüße Wolfgang
Kommentar:Liebe Verdichter, ich kenn dieses Bild auch. Mit den fast gleichen Eindrücken nur der Raum roch „nur“ nach Tod. Nicht nach Leiche, nach Tod. Friede – totenstille – Endgültigkeit. Ich blieb damals so lange dort sitzen, bis ich mich, der Tatsache und dem Umstand bewusst, verabschieden konnte. Und ich glaube bis heute, dass das der Grund war, warum ich mit der Zeit über diesen Verlust auch hinwegkam und mein Leben weiter Leben konnte. Vielleicht findet sich doch im Nachhinein eine Möglichkeit, mit der Trauer umzugehen und loszulassen zu können.
Liebe Grüße
Soléa
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