Und, wenn man sich zur Mauer dreht,
das Erschießungskommando im Rücken
ist die Mauer, hinter der nichts mehr liegt,
der letzte Ankerpunkt für die Sinne:
Die Maserung der Mauer,
Wie das Moos die Fugen füllt,
Laute Stimmen, Lärm und Pulvergeruch,
der Geschmack von Eisen auf den Lippen...
Das alles lässt man gleich wieder los
und mit sich in die Leere fallen.
Wie alles:
Wie die Erinnerung der Finger,
an die Hände die man hielt.
Erinnerungen an das erste Eis.
Wie Angst und bodenlose Verzweiflung.
Wie die Erinnerung der Knochen an Gewitter.
Die Erinnerung des Lachens an die Freundschaft.
So wie die Muskeln an den langen Weg zurückdenken.
Lippen, an die Lügen und die Wahrheit,
die über sie hinweg schritten.
Wie sich der Körper an die Liebe erinnert.
Hinter der Mauer wartet nichts,
lauert nichts vor dem man sich mit Mauern
aus Stolz und Schweigen
schützen kann.
Bis es erlischt,
kümmert das Feuer die Kälte nicht
und den Aschemännern und -Frauen
ist sie auch egal,
doch der Boden von Ruß verstaubt,
ist warm bis zum Ende der Nacht.


© Kerim Mallée


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